Gleich morgens an die wichtigsten Dinge erinnern

Es gibt eine unglaubliche, unüberschaubare Menge verschiedener Informationen auf der Welt. Die Teilmenge davon, mit der wir schon in Kontakt gekommen sind und die sich deshalb in unserem Gedächtnis aufhalten kann, ist vielleicht deutlich kleiner, aber trotzdem noch unvorstellbar groß. Man kann das definitiv nicht alles gleichzeitig beachten. (Einer der vielen Vorteile, die künstliche Intelligenz über uns hätte.)

Unser Kopf funktioniert deswegen ein kleines bisschen anders als „es sind immer alle Erinnerungen verfügbar“. Vielmehr sind eben die Dinge, die etwas mit der Sache direkt vor dir, mit der du dich gerade beschäftigst, viel leichter abrufbar. Sie sind präsenter. Alles andere ist ein bisschen weiter entfernt. Du brauchst eine Verknüpfung dorthin, wenn du sie finden willst. Das ist auch bekannt als der Priming-Effekt. Falls du dich schon ein bisschen mit effektivem Lernen beschäftigt hast, kennst du ihn sicherlich schon. Man kann sich Dinge viel besser merken, wenn der Kopf schon mal darauf eingestellt wird und deshalb relevante Verknüpfungspunkte präsent sind und leicht erreicht werden können, um neue Erinnerungen zu schaffen.

Worauf ich hinaus will: Dieses Phänomen ist ziemlich wichtig, weil all diese Informationen, die dir in einem Moment präsent sind, logischerweise bestimmen, wie du dich entscheidest, und einen Einfluss darauf haben, wie gut du bestimmte Aufgaben erledigen kannst. Wenn man es kennt, kann man also darauf Rücksicht nehmen und nach Wiederaufrufen des richtigen Kontextes viel effizienter handeln und bessere Entscheidungen treffen. Mehr als das ist das schließlich auch nicht, ein Kontext.

Jegliche Aufgabe, deren Gesamtheit du eigentlich vor Augen haben musst, leidet also darunter, wenn zwischendurch Pausen eingelegt werden. Vor allem, wenn du in diesen Pausen etwas anderes tust, das einen Kontext erfordert. Bücher schreiben geht viel besser an einem entlegenen Ort für eine Woche am Stück, als jeden Tag eine halbe Stunde über ein ganzes Jahr verteilt. Im ersten Fall wird es automatisch ungemein viel besser. Im zweiten Fall fehlt fast garantiert ein gewisser Fluss des Textes. Er ist einfach abgehakt, wenn du alle 500 Wörter vergisst, was genau davor passiert ist.

Aufgaben, deren Gesamtheit du vor Augen haben solltest, werden also am Besten am Stück erledigt. Falls das nicht möglich ist, musst du gleich zu Beginn deines nächsten Arbeitsblocks wieder möglichst tief in den Kontext eintauchen. Vielleicht auf Basis einer Zusammenfassung, die du als letztes am Ende deiner vorherigen Einheit angefertigt hast? Du kannst sowieso erst, sobald du eingetaucht bist, wirklich gute Arbeit machen. Am besten du kümmerst dich mit oberster Priorität um das Erreichen dieses Zustandes. Dann kannst du umso früher „mit der eigentlichen Arbeit anfangen“.

Was hier in den letzten zwei Absätzen schon ein bisschen angeklungen ist, ist die zweite Hälfte dieses Phänomens: Jede Situation, in der wir uns befinden, wird in unserem Kopf durch einen Kontext abgebildet, also die Informationen, die gerade „geladen sind“ und dadurch einfach erreicht werden. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass all diese Dinge sofort wieder in den Untiefen deines Verstandes verschwinden, sobald du den Kontext wechselst und sie im neuen nicht mehr gebraucht werden. Alle Erkenntnisse, die du vielleicht hattest, die aber nicht fest mit den übrigen Erinnerungen verbunden sind, gehen einfach verloren.

Das kann man natürlich vorher wissen und besonders sorgfältig dafür sorgen, dass alles, was man nicht vergessen möchte, das nächste Mal, wenn man in einer solchen Situation ist, wieder verfügbar ist. Mit einem ähnlichen Prinzip funktioniert übrigens auch das Visualisieren von Vorsätzen: Ohne, dass man sich gerade in der speziellen Situation befindet, wird trotzdem eine gewisse Verhaltensweise mit ihrem Kontext verknüpft und dadurch verfügbar gemacht, sobald man tatsächlich in diese Situation kommt.

Außerdem muss man sich eben einfach alles aufschreiben, was man auf keinen Fall vergessen will. Nur dadurch kann man sich sicher sein, es wiederfinden zu können. Solche Dinge wie gerade entstehende Einkaufszettel sollten eh nicht in deinem Kopf aufgehoben werden. Das ist eine völlig unnötige Belastung.

Wichtig ist aber auch zu bedenken, dass davon wirklich alles betroffen ist. Egal wie wichtig etwas für dein Leben ist, sogar wenn du es in keiner wachen Sekunde vergessen kannst, ist es trotzdem morgen früh wenn du aufwachst erst mal aus deinem Verstand verschwunden. Der wird dann mit den Dingen und Kontexten gefüllt, die du gleich als erstes machst oder brauchst. Also schau nicht sofort in dein Handy, sondern übe dich in Dankbarkeit für dein Leben und all die Sachen, Menschen, Erinnerungen darin. Wenn du neben einer Person aufwachst, die wichtig für dein Leben ist, kannst du dich freuen. Du wirst sofort an ihre Existenz erinnert.

Und wenn du gewisse Dinge nicht vergessen möchtest, vielleicht Wahrheiten über die Ziele, die du im Leben verfolgen möchtest, deine aktuellen Pläne und das Warum, das dich antreibt, musst du dich selbst genauso gleich morgens daran erinnern.

Dieses Kontext-sensitive bereitstellen der wichtigsten Informationen ist wirklich praktisch. Dadurch können wir unser Leben navigieren, als ob wir auf all unser Wissen Zugriff hätten ohne jemals auf all unser Wissen zugreifen können zu müssen. Das ist doch ziemlich cool.

Gleichzeitig muss man sich aber auch ein kleines bisschen daran anpassen. Man muss gegen Ende eines Arbeitsabschnittes sicherstellen, dass man sich beim nächsten Mal leicht an die wichtigsten Dinge erinnern kann. Wenn man etwas neues beginnt, muss man gleich als erstes sein Augenmerk darauf richten, möglichst tief einzutauchen, um dann mit höchster Effizienz arbeiten zu können. Manche Dinge kann man sogar nur dann gut machen, wenn man darin eingetaucht ist. Das muss dann in besonders großen Zeiteinheiten bearbeitet werden, weil womöglich erst nach einer Stunde Beschäftigung die ersten guten Ergebnisse produziert werden können.

Und man muss sich selbst eben gleich morgens an die wichtigsten Dinge erinnern, die man nicht vergessen möchte. Durch das Schlafen wird jeglicher Kontext gelöscht. Es liegt in deiner Verantwortung einen zu wählen, der dich voran bringt im Leben, der dafür sorgt, dass du dich an die wichtigsten Dinge in deinem Leben erinnerst und sie dadurch optimal beachten kannst.

Bist du bereit dafür diese neue Erkenntnis in solcher Konsequenz zu befolgen? Dann identifiziere die wichtigsten Dinge deines Lebens, die du nicht vergessen möchtest. Finde einen Weg, wie du dich jeden Morgen an sie erinnern kannst, ohne dass du davon genervt wirst. Du schaffst das, es gibt viele Möglichkeiten!

Also auf geht’s!

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