Mindfullness in Plain English – Meditation verstehen

Wenn du Meditation verstehen willst, lernen willst, gibt es genau ein Buch, zu dem dich jeder leiten wird, der es bereits gelesen hat: „Mindfullness in Plain English“ von Bhante Gunaratana. Der Autor ist selbst langjähriger Lehrer der buddhistischen „Vipassana“ Meditation, deren Ziel Mindfullness, also Achtsamkeit ist. Dafür muss er selbst natürlich schon ziemlich fortgeschritten in Meditation sein und man kann es sofort bemerken. Das Buch wird in der Einfachheit seiner Erklärungen wahrhaftig dem Titel gerecht. Es ist alles wunderbar nachvollziehbar und ermöglicht dadurch einen phänomenalen Einstieg in dieses spannende Feld.

Die Sachen, die ich erst durch dieses Buch erkannt habe, sind wirklich zahlreich und ich empfehle es jedem, der sich auch nur ansatzweise in dieser Richtung interessiert.

Das Buch startet mit einer Einführung, warum Meditation überhaupt notwendig ist. Und die Antwort ist wirklich ganz simpel: Meditation – zumindest diese Sorte – trainiert deine Fähigkeit deinen Verstand zu kontrollieren. Du kannst dich immer besser kontrollieren und ihn in bestimmte Richtungen lenken und du lernst eine Beobachterrolle einzunehmen, anstatt dich komplett in den Kleinigkeiten des täglichen Lebens zu verheddern.

Von dieser inneren Beobachterposition aus, kannst du dann die Funktionsweise deines Verstandes beobachten, ohne das zu bewerten. Bewerten ist schließlich auch wieder eine Funktion deines Denkprozesses, von dem wir uns gerade lösen wollen. Achtsamkeit ist sich nur dieser Dinge bewusst, mehr macht sie gar nicht und das alleine ist schon unglaublich schwer. Spannenderweise reicht aber schon das Beobachten all deiner verkorksten Gewohnheiten aus, sodass sie sich Schritt für Schritt aus deinem Leben zurückziehen werden. Der Autor vergleicht Achtsamkeit wegen diesem Effekt auch mit einer mentalen Säure, die all diese Aspekte deines Verstandes nach und nach auflöst, all diese Aspekte, die sich mit der Zeit gebildet haben, die du gar nicht brauchst.

Wir haben nämlich jeder eine Menge letztendlich sinnloser, vielleicht sogar schädlicher Denkprozesse, die sich einfach in jeder Minute, die wir auf der Ebene des Denkens verbringen, ansammeln. Es ist ganz normal, dass wir auf jede einzelne Stimulation aus der Außenwelt sofort mit Emotionen reagieren. Und dann streben wir sofort danach entweder die Situation zu wiederholen, zu verlängern, oder danach sie so schnell wie möglich zu beenden. Neben dieser Gier nach Wiederholung und der Abstoßung unerwünschter Aspekte, kann unser Verstand nur noch eine andere Reaktion: Ignorieren, weil dem Sinneseindruck, dem Erlebnis eine neutrale Bewertung zugeteilt wurde.
Alles wird sofort bewertet und dann entweder zwangshaft verlängert, zwangshaft verbannt oder ignoriert. Kein Wunder, dass wir so angestrengt sind.

All das sind Auswirkungen unseres Egos, unserer Überzeugung, dass wir ein abgekapseltes Individuum sind. Das hat keine echte Grundlage, wie jeder meditierende eines Tages erkennen wird. Mindfullness Meditation hat nämlich einen ganz simplen und eindeutig erstrebenswerten Effekt: Weisheit. Du lernst die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Ohne die ganzen oberflächlichen Interpretationen. Ohne die Lügen, die du dir den ganzen Tag erzählst. Und wenn man die Dinge so sieht, wie sie sind, dann erhält man ein enormes Verständnis für ihre Funktionsweise und ihre Wirkungen. Man versteht wie alles zusammenhängt. Man erlangt Weisheit.

Und das alles nur durch Achtsamkeit. Meditation erreicht das in zwei Schritten. Ganz am Anfang muss man erst mal seine Konzentration trainieren, auch wenn der Achtsamkeit-Teil eigentlich wichtiger ist. Aber er wird nun mal erst möglich, wenn die Konzentration sich lange genug auf eine einzige Sache konzentrieren kann.

Zu Beginn übt man in Meditationssitzungen also absolute Konzentration. Man konzentriert sich auf eine einzige, simple Empfindung, zum Beispiel das Vorbeiströmen deines Atems an deiner Nasenspitze, und versucht das möglichst lange aufrecht zu erhalten. Unweigerlich werden Gedanken und andere Ablenkungen auftauchen. Man soll sie einfach akzeptieren und zur Konzentration zurückkehren. Nichts weiter. Die Konzentration ist vielleicht nicht stundenlang ununterbrochen, aber mit der Zeit erstreckt sie sich über immer längere Bereiche. Dann hast du die notwendige mentale Kraft, um eine neue Denkgewohnheit zu erlernen, etwas, das irgendwann mal die oben beschriebenen, problemhaften Denkgewohnheiten ersetzen wird. Aber werde nicht zu voreilig. Bis man dahin kommt, braucht man Jahrzehnte der Übung. Aber auch schon von Anfang an kann man positive Effekte ernten.

Die neue Denkgewohnheit, die man jetzt Trainieren soll ist Achtsamkeit, eine Einstellung, bei der man seine Konzentration beobachtet und akzeptiert. Wenn dann Ablenkungen auftauchen, lenkt man seine Konzentration kurz auf sie, beobachtet sie um ihre Natur zu verstehen und kehr wieder zum Atem zurück.

Ablenkungen sind zahlreich. Es gibt Geräusche. Ertönt eines, beobachtest du kurz, wie dein Verstand sofort davon angezogen wird, wie es letztendlich nur von deinem Ohr erzeugte elektrische Signale sind, und kehrst dann zum Atem zurück. Dann natürlich noch Gedanken. Gedanken sind sehr süchtig machend. Normalerweise folgt einfach ein Gedanke auf den nächsten, ohne Pause. Achtsamkeit erlaubt dir Gedanken zu beobachten, zu akzeptieren und wieder verblassen zu lassen. Und eigentlich machst du das gar nicht aktiv. Gedanken und alles andere verblassen von alleine, wenn du nicht mit ihnen interagierst. Das ist also die große Kunst: Beobachten ohne zu interagieren.

Wer Meditation lernt, trainiert also die Fähigkeit der Achtsamkeit, wo ein Teil des Verstandes einen Schritt zurück geht und alles andere bis in die tiefsten Ebenen beobachtet. Dabei erlangt man ein fundamentales Verständnis für all die Aspekte des Lebens und unseres Verstandes, die man dabei beobachtet. Man lernt, wie alles vergänglich ist, besonders mentale Zustände. Man lernt, wie Neid, Schmerz oder Freude funktioniert. Man lernt, in welchen Bahnen sich der eigene Verstand bewegt.

Irgendwann wird man ganz von alleine damit beginnen auch während anderen alltäglichen Aktivitäten zu meditieren. Zu Beginn braucht man noch die Unbeweglichkeit einer Haltung, die Stille des Meditationsortes, um die Kunst der Achtsamkeit zu erlernen. Später kann man sie immer mehr auch im restlichen Leben verwenden. Denn das ist das oberste Ziel: Sein ganzes Leben in einem Zustand der Achtsamkeit leben, alles zu beobachten, alles zu verstehen.

Dadurch erhält man einen ultimativen Überblick darüber, was es bedeutet menschlich zu sein. Man erkennt mit eigenen Augen viele der Dinge, die im Buddhismus schon lange erzählt werden. Ich werde darauf jetzt nicht näher eingehen, aber falls es dich interessiert, wie diese Erkenntnisse direkt beobachtet werden können, lies es ruhig im Buch nach.

Dazu gibt es nämlich auch ein kurzes Kapitel. Insgesamt ist das Buch überhaupt unglaublich vollständig und hat mir eine deutliche Verbesserung in meiner eigenen Meditation ermöglicht. Ich empfehle dir auf jeden Fall es zu lesen! Wirst du meiner Empfehlung folgen?

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