Nach 77 veröffentlichten Posts habe ich langsam ein kleines bisschen Verständnis dafür entwickelt, wie man einen guten Artikel verfasst.
Dieses Wissen ist natürlich noch nicht sehr ausgereift, trotzdem habe ich schon einige Dinge erkannt, die ich an alle weitergeben möchte, die sich auch am Artikel schreiben versuchen möchten. So kann man ja auch sein Verständnis überprüfen und verbessern.
Kommen wir gleich zum grundlegenden Prozess, der sich jedes Mal abspielen sollte, wenn es darum geht einen weiteren Artikel zu schreiben und zu veröffentlichen.
6 Schritte zu einem guten Artikel
Diese 6 Schritte lehnen sich an den POWER-Prozess für gute Texte im Allgemeinen an, den ich schon mal vorgestellt habe. Ich habe ihn aber noch erweitert.
1. Aufmerksamkeit
Es ist wirklich unpraktisch, wenn man sich morgens hinsetzt und einen Artikel schreiben will und noch nicht mal weiß, über was man überhaupt schreiben soll. Dann verbringt man halt erst mal die erste halbe Stunde mit Freewriting, bis einem dann doch noch eine gute Idee eingefallen ist.
Aber so viel Zeit hast du vielleicht gar nicht, wenn du dich dann doch mal zum Schreiben hingesetzt hast.
Deswegen ist es wichtig, schon bevor du dann los schreibst, aufmerksam durch die Welt zu gehen und Ideen zu sammeln. Dir werden bestimmt den Tag über eine Menge verschiedene Sachen einfallen, über die du schreiben könntest.
Aber wenn du sie nicht irgendwo aufschreibst und dann an einem zentralen Ort sammelst, hast du bald ein Problem. Wenn du dann etwas schreiben willst, weißt du wenn dann nur noch, dass du eine Idee hattest, nicht was genau es war.
Der erste Schritt ist es also aufmerksam zu sein, über was man schreiben möchte und sich diese Ideen gleich irgendwo zu notieren, um sie dann parat zu haben, wenn man tatsächlich anfangen möchte.
Danach musst du dir nur noch eine von diesen Ideen heraussuchen und den POWER-Prozess anwenden. Obwohl ich bereits einen Artikel über diesen Prozess im Speziellen geschrieben habe, stelle ich ihn jetzt trotzdem nochmal kurz vor – ergänzt um wichtige Spezialtipps.
2. Ideen sammeln
Du hast dich also für das Thema deines Artikels entschieden. Jetzt geht es darum alle Ideen aufzuschreiben, die du nur irgendwie finden kannst.
Halte dich nicht zurück. Sachen, die du nicht magst, kannst du später immer noch wieder löschen. Jetzt geht es darum so viele Ideen wie möglich aufzuschreiben.
Vielleicht sammelst du ja zuerst Oberpunkte, dann kannst du diese Oberpunkte wiederum mit ihren eigenen Ideenlisten erweitern. (Welche Unterpunkte du alles ansprechen willst.)
Eine gute Übung, um diese Kreativität immer leichter in Fluss zu setzen ist es übrigens, jeden Tag Ideen zu sammeln. Am einfachsten geht das natürlich, indem man das Ideensammeln in seine Morgenroutine integriert. Dann kann man es praktisch gar nicht vergessen.
Jedenfalls sammelst du also so lange Ideen, bis dir nichts mehr einfällt. Und dann noch mehr.
Bei mir ist es meistens so, dass die Wortanzahl dieser stichpunktartigen Ideensammlung etwa 1/4 der endgültigen Textlänge beträgt. Wenn du eine Untergrenze hast, solltest du also auf jeden Fall darauf achten, dieses Minimum nicht zu unterschreiten. (Bei 1000 Wörtern im endgültigen Artikel, mindestens 250 in stichpunktartigen Ideen.)
Als nächstes geht es jetzt darum diese Ideen zu ordnen. Bis jetzt hast du sie ja einfach nur alle irgendwie aufgeschrieben.
3. Ideen organisieren
Dein Text sollte eine sinnvolle Struktur haben.
Bewege also alle Ideen, die zusammengehören, nebeneinander. Danach kannst du diese Blöcke in eine große Sinnvolle Struktur einbetten und sie auch intern noch sinnvoll anordnen.
Dann kannst du das ganze von außen betrachten. Macht der Textfluss von einer Idee zur nächsten Sinn oder gibt es irgendwo Sprünge, die noch ausgebessert werden müssen?
Jetzt hast du noch die Gelegenheit noch einmal zum vorherigen Schritt zurückzukehren und an verschiedenen Stellen noch weitere Ideen zu sammeln, um das ganze etwas ausgeglichener zu gestalten.
4. Schreiben
Jetzt ist deine interne Satz-Bildungs-Maschine gefragt. Kannst du Stichpunkte in ganze Sätze ausformulieren, die nicht einzeln stehen, sondern verbunden sind?
Das ist in diesem Schritt dein Hauptziel. Produzieren einen Text, der fließt. Ob du Schreibfehler machst ist egal, darum kümmerst du dich erst im nächsten Schritt. Jetzt geht es ums Schreiben.
Schreib also so schnell du kannst. Ohne abzusetzen. Schreiben. Schreiben. Schreiben.
Sobald du den Text fertig ausformuliert hast, darfst du zum nächsten Schritt übergehen.
Vorher gilt aber noch: Wenn du merkst, dass die Struktur an manchen Stellen nicht so ganz passt, solltest du auf jeden Fall noch einmal zum vorherigen Schritt zurückkehren und das ausbessern.
5. Editieren
Kommen wir zu dem Punkt, bei dem ich mir irgendwie viel zu wenig Arbeit mache.
Nachdem du den Text geschrieben hast, musst du auch noch alle Fehler ausbessern, die du unterwegs eingebaut hast. Und dabei reicht es nicht deinen Rechtschreibtest drüber laufen zu lassen.
Grammatikfehler oder ähnliche peinliche Dinge werden von denen nämlich nur selten bemerkt.
Viel sinnvoller ist es den Text selbst aufmerksam durchzulesen und alles auszubessern, was man noch nicht so schön findet. Gerne auch nochmal.
Aber zu viel Stress darfst du dir auch nicht machen. Ansonsten veröffentlichst du den Artikel ja nie.
6. Veröffentlichen
Nichts ist jemals perfekt. Irgendwo musst du Stopp machen.
Und dann drückst du auf veröffentlichen.
Juchhu du hast es geschafft.
Separieren der gedanklichen Prozesse
Wer noch nicht so oft geschrieben hat, wird vermutlich versuchen alle eben beschriebenen Schritt in einen zu packen. Einfach drauf los schreiben, unterwegs alle Fehler ausbessern, die man macht, und die Struktur währenddessen überlegen.
Das ist das perfekte Rezept für writer’s block.
Du wirst irgendwann einfach stecken bleiben und mit deinem Text unzufrieden sein. Dein Gehirn ist einfach völlig überfordert damit all diese grundsätzlich verschiedenen Aufgaben gleichzeitig durchzuführen.
Wenn du aber stattdessen diese geistlichen Prozesse des Kreativ Seins, Organisierens, Schreibens und Korrigierens trennst, bist du viel erfolgreicher beim Abschließen deiner Arbeit und produzierst nebenbei noch viel bessere Texte.
Auf mehrere Tage aufteilen
Folgendes Problem ist bestimmt auch schon einigen von euch aufgefallen: Wenn man Sachen sofort nach dem Schreiben durchliest, bemerkt man eine Menge Fehler gar nicht. Man ist einfach noch viel zu sehr mit dem Text vertraut.
Deswegen ergibt es Sinn den eben beschriebenen Prozess mitten im 5. Schritt zu splitten.
Nach einer groben Überarbeitung wird der Text beiseite gelegt und erst am nächsten Tag endgültig bearbeitet und veröffentlicht.
Dann hat man also folgende Zeiteinteilung für jeden Artikel:
- immer aufmerksam sein und alle neuen Ideen an einem zentralen Ort sammeln
- eine Idee heraussuchen und ausformulieren
- den entstandenen Text am Folgetag überarbeiten und veröffentlichen.
Dadurch entdeckst du dann nämlich viel mehr Fehler und hast noch ein paar andere Vorteile:
Zum einen produzierst du dann die Texte immer mindestens einen ganzen Tag im Voraus. Das hat den Vorteil, dass du wenn dein Leben dazwischen kommen solltest, einen Tag Puffer hast. Dann musst du nicht unbedingt einen neuen Artikel schreiben, das kannst du auch noch morgen machen.
Zum anderen ist das editieren des Textes vom Vortag eine wunderbare Aufwärmübung, die einen danach einen viel besseren Text produzieren lässt.
mehrere Artikel schreiben
Ein abschließender Tipp, um es dir leichter zu machen, täglich neue Texte zu produzieren: Wenn du gerade eh schon im Schreibmodus bist, kannst du doch einfach die Gelegenheit nutzen und noch ein, zwei weitere Artikel zu schreiben. Dann baust du langsam einen kleinen Vorrat von Texten, die du nur noch mal kurz überarbeiten musst, um sie später auf Knopfdruck zu veröffentlichen.
So bist du wunderbar dagegen abgesichert, dass dein Leben dir plötzlich so viel Stress beschert, dass du gar nicht mehr weißt, wo vorne und hinten ist.
In dem Fall kannst du dann nämlich einfach morgens auf den veröffentlichen Knopf drücken und schon hast du diese Aufgabe für heute abgehakt.
Das täglich schreiben, solltest du deswegen aber trotzdem nicht vernachlässigen. Nur so wird man nämlich wirklich die ganze Zeit besser.
Viel Erfolg beim schreiben deiner bestmöglichen Artikel!
Julian