Warum die besten Texte aus mir selbst kommen

Mit aus mir selbst kommend meine ich, dass ich mich für den Texte nicht größtenteils an einem Buch oder Artikel orientiere, das/den ich kurz vorher gelesen habe.

In diesem Fall kommt nämlich vielleicht sogar eine Übersetzung dabei heraus und das wäre ja wirklich unnötig. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass mir die wenigen Artikel, bei denen mir das schon passiert ist, am wenigsten gefallen haben. Die haben sich immer so abgekupfert angefühlt, weil sie nie von mir selbst formuliert waren. Vielmehr war meistens sogar der Aufbau des Textes an das Original angelehnt. Da weiß man ja, dass es funktioniert…

Damit haben wir auch gleich schon der erste Vorteil von selbst-formulierten Texten, den ich nennen möchte:

Texte, die aus mir selbst kommen

… nenne ich so, weil sie sich nicht direkt an einen anderen Artikel oder ein anderes Buch angelehnt sind.

Sind besser formuliert

Wenn man sich gerade darauf konzentriert, die Erkenntnisse aus einem fremden Artikel herauszuziehen, kann man nicht gleichzeitig auch noch selbstständig einen eigenen Aufbau entwickeln oder gar die Sätze selbst formulieren.

In einem solchen Fall findet man sich schnell dabei wieder, den Text in allem außer der wortwörtlichen Formulierungen zu übernehmen. Vielleicht benutzt man ja andere Wörter oder eine andere Sprache, aber die einzelnen Gedanken werden in der selben Reihenfolge angesprochen, man nennt ähnliche Beispiele und auch ansonsten ist die Struktur ziemlich gleich.

Wie man stattdessen vorgehen sollte, wenn man unbedingt fremdes Wissen ziemlich direkt weitergeben will, erkläre ich später.

Jetzt kommt aber erst mal die Feststellung, dass dieses Problem automatisch umgangen wird, wenn man einen Text aus sich selbst formuliert.

Dann muss man sich schließlich alle Punkte, die man erwähnen will, selbst heraussuchen. Man muss sich eine eigene Textstruktur überlegen, man findet eigene Beispiele, die man auch angemessen darstellen kann, und nutzt diese dann für eine flüssige Argumentation.

Dass man einfach nur eine billige Kopie produziert, weil man sich zu sehr auf den Aufbau des anderen Textes verlässt, kann gar nicht passieren. Der logische Aufbau wird dir dann nicht mal scheinbar abgenommen.

Wenn du einen logischen Aufbau willst, musst du ihn dir dann auch selbst erstellen.

Normalerweise ist das sowieso der nächste Schritt nach dem Sammeln von Ideen, aber wenn der Stoff nicht aus mir selbst kommt, vernachlässige ich das irgendwie doch manchmal.

Selbst entwickelte Artikelkonzepte bewirken also automatisch einen besseren Aufbau und damit ein flüssigeres Lesegefühl.

muss man bis zum Ende durchdenken

Dir wird das Denken nicht abgenommen, du kannst dir nicht einbilden, dass der Autor des vorherigen Textes schon alle relevanten Informationen bereitgestellt hat. (Auch eine schlechte Idee, wenn man gerade fremdes Wissen weitergeben will.)

Wenn du deine eigenen Erkenntnisse aufschreibst, musst du sie tatsächlich selbstständig bis zum Ende durchdenken.

Dann präsentierst du automatisch ein vollständigeres Bild, weil du auch beim Formulieren der Sätze nicht allzu viele relevante Punkte offen stehen lässt. Also nur andeutest aber später nicht darauf eingehst. Vielmehr hast du dir ja schon alles überlegt, was du ansprechen willst. Offene Informationen dienen dann nur dem Verweis auf die Existenz weiterführender Erkenntnisse. Wenn der Leser will, kann er dann in diese Richtung weiter suchen.

Vorher wird aber erst einmal von dir eine bis zum Ende durchdachte Argumentation präsentiert. Du wirst deutlich mehr Zeit mit dem schreiben verbringen, als ein Leser jemals verwendet, um deinen Text zu lesen. Also solltest du auch auf der Seite mit dem größeren Verständnis sein.

Mach dir Gedanken über die Dinge, die du erklären willst. Leuchte sie aus allen Perspektiven ab, die dir zur Verfügung stehen. Taste jede weiterführende Richtung nach relevanten Zusatzinformationen ab.

Dann kannst du auch einen vollständigeren Überblick geben.

Das wird dir nicht abgenommen, du wirst also praktisch zur Erkenntnis gezwungen!

lässt dich dein eigenes Wissen weitergeben

Wissen ist dazu da weitergegeben zu werden. Ist doch super, wenn das dann auch noch deine eigenen Erkenntnisse sind.

Das Problem ist aber, dass man beim weitergeben fremder Informationen leicht vergisst, auch die eigenen Erkenntnisse+Erlebnisse mit einfließen zu lassen.

Wenn du dagegen Texte verfasst, die aus dir selbst kommen, liegt der Fokus auf den Dingen, die du gelernt hast und jetzt in verständliche Sätze ausformulierst. Fremde Zusatzinformationen dienen dann als Unterstützung nicht als Ersatz.

Hast du eigenes Wissen, das du weitergeben kannst?

Natürlich! Jeder hat eine ganz persönliche Lebenssituation und wird deshalb in seinem Leben seine ganz persönlichen Erkenntnisse ziehen. Diese lassen sich dann aber auf andere Übertragen. So unglaublich unterschiedlich sind unsere Leben jetzt oft auch wieder nicht.

Du solltest und deine Erkenntnisse nicht vorenthalten!

geben einfach ein besseres Gefühl

Es gibt einen Unterschied zwischen „neu“ erschaffen und direkt woanders inspiriert.

Natürlich beruht auch der erste Fall größtenteils auf Sachen, die man im Laufe seines Lebens aufgenommen hat, aber aufgrund der vielfältigen Natur dieser Verknüpfungen, sind sie oft nicht einmal für den Autor selbst ersichtlich – der Text kommt mehr von innen.

Und genau das macht einfach Spaß. Etwas produzieren, das von innen kommt.

Jeder kann versuchen ein Bild abzumalen, aber kannst du auch deine eigenen Bilder malen?

erzwingen ständig neue Erkenntnisse

Das ist scheinbar ein Gegenargument, aber eigentlich halte ich das für einen der wichtigsten Pluspunkte an der heute dargestellten Strategie.

Ständige neue Sachen dazulernen ist etwas Gutes und das musst du auch machen, denn über was willst du sonst schreiben?

Natürlich kannst du auch ab und zu auf deine Ideenbank zurückgreifen, aber am meisten Spaß macht es eigentlich genau die Sachen zu schreiben, die einem aktuell am meisten durch den Kopf gehen. Damit ist nämlich immer auch eine gewisse Selbsterkenntnis verbunden – welche Sachen sind besonders präsent in meinem Kopf?

Außerdem braucht man für diese ständig dazukommenden Erkenntnisse auch noch eine weitere Voraussetzung:

Man muss auch aufmerksam beobachten und versuchen die Dinge um einen herum zu verstehen. Nur so kannst du auch Dinge erkennen, die du danach in Artikeln ausformulierst.

Damit lernt man also ständig dazu und entwickelt nebenbei für sich selbst eine ziemlich praktische Lebenseinstellung: man ist ständig auf der Suche nach noch mehr Wissen. Eigentlich hat man diese ja auch schon als Kind, aber ich zumindest hatte sie schon ein bisschen verlernt…

haben natürlich auch Nachteile

Erkenntnisse, die ich gerade erst hatte, sind möglicherweise unausgereift und unvollständig. Willst du deinen Lesern so etwas antun?

Außerdem dauert das Verfassen der Texte möglicherweise länger, auch wenn ich das eigentlich nur bestätigen kann, solange ich an die Artikel zurückdenke, die ich mir praktisch direkt vor dem Schreiben ausgedacht habe. Der Rest geht eigentlich schneller von der Hand als jegliches irgendwo-solange-abschreiben-bis-man-tausend-Wörter-hat. Das wäre also eine ziemlich schlechte Idee.

Aber zum Glück kann man das ja auch geschickter anstellen:

Diese Erkenntnisse übertragen

Möglicherweise willst du jetzt trotzdem fremdes Wissen weitergeben. Manchmal ist man halt einfach so begeistert, das man fast gar nicht anders kann.

Die Probleme, die dabei auftauchen können, habe ich jetzt ja schon wiederholt erwähnt: Man orientiert sich zu sehr am Aufbau des Originals und findet sich plötzlich dabei wieder, wie man ganze Passagen fast direkt übernimmt. Dann wird aus dem Artikel nur eine schlechte Kopie und jeder wird lieber das Original lesen. Außerdem ist das natürlich ein doofes Gefühl und man lernt nichts dabei.

Stattdessen musst du also nach dem Aufnehmen der fremden Informationen diese erst einmal selbst durch und durch verstehen. Der erste Schritt sollte also immer erst das Erstellen einer eigenen Zusammenfassung sein. Dann kann man direkt sehen, welche Argumentationsschritte verwendet sind, an welcher Stelle welche Beispiele gebracht werden etc.

Und wenn man will, kann man diese Argumentation, dann noch um weitere Erkenntnisse erweitern und auch generell auf eine Weise vorstellen, die man selbst bevorzugt. Dann nimmt man noch eigene Beispiele heran und schon kommt ein Artikel heraus, der aus einem selbst kommt und trotzdem gleichzeitig auch noch das Wissen aus dem Ursprungstext vermittelt.

Am besten ist es jetzt aber, wenn man nicht direkt aus dieser Zusammenfassung einen Text erstellt. Vielmehr sollte man es sich zur Gewohnheit machen sich, immer wenn man etwas liest, automatisch danach eine Zusammenfassung zu schreiben.

So bleibt das ganze besser hängen und wird auch noch unterbewusst weiterverarbeitet. In ein paar Tagen kannst du dann einen Artikel über dieses Thema schreiben und vermischt dabei erfolgreich eigene und fremde Erkenntnisse aus verschiedenen Quellen.

Genau so funktioniert das nun mal, keine Erkenntnis kommt zu 100% von innen.

Gibst du manchmal deine Erkenntnisse weiter?

Julian

2 Gedanken zu „Warum die besten Texte aus mir selbst kommen“

  1. Hallo Julian,

    deine Texte sind sehr gut und ausgereift geschrieben und ich lese sie wirklich sehr gerne. Zudem sind deine Texte sehr lang und trotzdem ohne Wiederholungen: Wieviel Zeit brauchst du eigentlich, um einen Text fertig zu schreiben?

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