Warum Träume die besten Geschichten sind

Träume sind ein spannendes Phänomen.

Die Wissenschaft weiß praktisch noch nicht viel mehr darüber, als auch jeder einzelne weiß. Man träumt meistens während dem Schlaf (genial) und zwar hauptsächlich in der REM-Phase. So benannt wegen der schnellen Augenbewegungen, die dabei gehäuft auftreten (Rapid Eye Movement = REM). Das heißt man träumt etwa alle 90 Minuten, weil auch der Zyklus der Schlafphasen diese Länge hat.

Das mit dem Zeitpunkt der Träume weiß man, weil Testsubjekte sich eigentlich nur dann an Träume erinnern konnten, wenn sie während der REM-Phase aufgeweckt wurden. Und da wir nicht nach jeder REM-Phase automatisch von selbst aufwachen, können wir uns auch nur an einen kleinen Teil der Träume erinnern, die wir jemals geträumt haben.

Darüber hinaus ist praktisch alles Spekulation.

Was man alles nicht weiß

Stellen Träume Nebeneffekte der Verarbeitung des Tagesgeschehens dar? Ab und zu erkennt man schon die eine oder andere Parallele. Besonders, wenn man danach Ausschau hält. Aber hat das schon etwas zu sagen?

Warum schlafen Säugetiere überhaupt? Ist doch voll unpraktisch, wenn man gerade nicht bei Bewusstsein ist, wenn das nächste Raubtier vorbei kommt und dich fressen will, oder? Natürlich nutzt der Körper die Schlafzeit um mal ein bisschen sauber zu machen, aber das ist theoretisch auch im Wachzustand möglich. Und das Gehirn ruht sich definitiv auch nicht aus. Es verbraucht einfach beim Schlafen genauso viel Energie wie, wenn du wach bist.

Diese Fragen werden nicht heute und nicht hier beantwortet werden. Dafür sind bestimmt noch Jahre wissenschaftlicher Forschung nötig, wenn wir das überhaupt jemals wissen können.

Viel interessanter ist eigentlich folgende Feststellung:

Träume – sind die besten Geschichten

Sobald du das erkannt hast, wirst du von deiner eigenen Kreativität und der Fähigkeit dir Geschichten auszudenken begeistert sein. Vielleicht denkst du, dass du eher nicht so kreativ bist, aber Träume sind der beste Tribut an unsere Kreativität, den es geben kann!

Auch du bist kreativ, frag deine Träume.

– sind besonders kreativ

Logischerweise, kann alles was wir denken nur auf Dingen basieren, die wir vorher schon gesehen haben. Du kannst erst an Hunde denken, wenn du schon mal einen Hund gesehen hast oder davon gelesen hast oder dir jemand von ihnen erzählt hat. Und je mehr Informationen du über Hunde hast, desto mehr Details kannst du auch in deiner Vorstellung abrufen oder verändern.

Hundezüchter haben bestimmt eine deutlich ausgeprägtere Vorstellungskraft was Hunde angeht, als ich. Wenn ich mir einen Hund vorstelle, hab ich nicht mal ein klares Bild vor Augen. Vielmehr ist es eine große Vermischung aller Hunde, die ich in meinem Leben gesehen und vielleicht sogar kennengelernt hab. Keiner von ihnen sticht besonders heraus ein einzelnes Bild bildet sich aber auch nicht. Es ist einfach alles voll schwammig.

Vielleicht wäre es anders, wenn ich schon mal einen Hund als Haustier gehabt hätte.

Worauf ich hinaus will, ist das alles, was wir uns vorstellen können auf Dingen basiert, die wir bereits erlebt haben.
Und doch kann man bei Träumen die Verbindungen zu realen Ereignissen nur ganz schwierig feststellen.

Damit sind Träume ein Musterbeispiel fortgeschrittener Kreativität. Kreativität ist letztendlich nur die Neuverknüpfung bereits bekannter Sachen, aber je weiter die Einflüsse voneinander entfernt sind, desto neuer fühlt sich die entstehende Idee an.

Träume verknüpfen aber Sachen, an die wir uns oft gar nicht mehr bewusst erinnern können. Und zwar auf so vielfältige Weise, dass wir selbst die Sachen, die wir noch bewusst kennen, fast gar nicht mehr erkennen können.

Wäre doch schön, wenn man tagsüber genauso kreativ wäre.

Vielleicht lässt sich das ja erreichen. Vorerst müssen wir uns aber damit genügen die Ideen für den Wachzustand aufzuheben.

– lassen sich festhalten

Aber nur direkt nach dem Aufwachen. Je mehr du in der realen Welt erlebst, desto mehr wird der Traum verblassen, bis du dich in ein paar Minuten, wenn überhaupt nur noch an ein paar Rahmenbedingungen oder besonders einprägsame Erlebnisse erinnern kannst.

Wenn das überhaupt dein Traum war, und nicht deine Gedanken direkt nach dem Aufwachen.

Jedenfalls musst du deshalb, wenn du deine Träume festhalten willst, direkt nach dem Aufwachen nach Stift und Papier greifen und alles aufschreiben, an das du dich erinnern kannst. Oder du machst eine Sprachaufnahme, dabei bekommst du vielleicht mehr Informationen unter.

Das Aufschreiben hat aber den Vorteil, dass du dann alle bereits festgehaltenen Informationen vor dir siehst und so noch Lücken auffüllen kannst, bevor der Traum dir entgleitet.

Allerdings wirst du auch merken, dass du aufgrund der Tatsache, dass du die Traumwelt noch nicht vollständig verlässt, nicht so viel vergisst. Es werden dir sogar nach einem anfänglichen langsamen Start noch mehr Details wieder einfallen, die du schon wieder verdrängt hattest.

Es ist glaub ich auch nicht schlimm, wenn in diese Notizen noch ein paar eigene Zusatzgedanken mit einfließen, die man sich beim Aufschreiben des Traumes ausdenkt. Letztendlich ist ja alles davon ausgedacht und die Geschichte wird bestimmt noch viel cooler. Wenn du das merkst, kannst du ja möglicherweise noch schnell nach einem andersfarbigen Stift greifen und dir so markieren, dass dieses Detail vermutlich nicht aus dem Traum stammt.

Möglicherweise erhältst du so sogar tolle Einsichten, welche Ideen zur Zeit in deinem wachen Gehirn am präsentesten sind. Solche Selbsterkenntnis ist immer erstrebenswert.

Und ganz nebenbei sammelst du dann, wenn du es dir zur Gewohnheit machst, deine Träume aufzuschreiben, mit der Zeit einen riesigen Schatz an tollen Geschichten an, die du bei Bedarf vermischen und verwenden kannst.

Aber was macht diese Geschichten so toll?

Bis jetzt haben wir ja nur besprochen, dass Träume besonders kreativ sind. Aber besonders abwegig oder originell ist ja nicht das gleiche wie gut oder hervorragend.

– wecken starke Emotionen

Starke Emotionen beim Leser / Zuhörer / Zuschauer zu wecken ist die Haupteigenschaft, die alle guten Geschichten verbindet. Geschichten werden nur aus diesem Grund Aufmerksamkeit geschenkt: Weil sie Emotionen wecken, die wir aus unserem Leben in dieser Form möglicherweise nicht kennen. Oder wir erkennen es genau wieder und finden die Ansichten eines anderen Menschen dazu interessant. Oder wir stehen auf das Gefühl der Ehrfurcht vor beeindruckenden Landschaft(sschilderung)en, etc.

Gute Geschichten zeichnen sich durch die Emotionen aus, die sie beim Leser hervorrufen.

Und Träume machen das gleiche, oder? Denk nur mal an deinen letzten Albtraum zurück. Da hast du vermutlich ziemlich starke Furcht empfunden.

Bei Träumen kannst du eine Menge Emotionen auf einem Level empfinden, das du ansonsten kaum erreichst. Viele leben ihr „echtes Leben“ mit einer gewissen Distanzierung. Ehrfurcht vor der Natur ist doch kindisch. Wut hingegen ist eine besonders erwachsene Eigenschaft!

In Träumen haben sie sich das aber nicht angewöhnt. Hier kann man Gefühle in ihrer bekannten Stärke empfinden. Damit sind Träume ziemlich gute Geschichten.

Und noch ein weiteres Anzeichen für die Träume-sind-gute-Geschichten Hypothese:

Normalerweise versinkst du völlig im Traum. Dir ist es oft gar nicht bewusst, dass du träumst. Und selbst wenn du das Geschehen aus einer Vogelperspektive betrachtest, machst du dir über deine Position oft keine großen Gedanken, oder?

Das heißt, diese Träume haben das Potential auch die Leser oder Zuhörer der Geschichte, die du daraus machst, auf eine ähnliche Art und Weise zu beeinflussen. Deine Träume haben also eindeutig das Potential zu guten Geschichten.

Was machst du aus ihnen?

Träume egoistischer Weise nur selbst zu träumen und nicht mit der Welt zu teilen ist auch völlig in Ordnung!

Der Effekt vom Aufschreiben

Je mehr du deine Träume aufschreibst, desto leichter wird es dir fallen schon im Traum zu erkennen, dass es ein Traum ist.

Das schafft man natürlich aktuell auch schon ab und zu, bei besonders abwegigen Fantasien, aber der Normalzustand ist das nicht. Normalerweise ist man einfach viel zu sehr mit der eigenen Rolle in der Geschichte beschäftigt, um sich Gedanken zu machen, ob das ein Traum ist.

Aber wenn du deine Träume aufschreibst, wirst du beginnen Gemeinsamkeiten zu erkennen. Themen, die in deinen Träumen immer wieder auftauchen, aber nicht in deinem echten Leben. Sachen, die in unserer Realität nicht funktionieren würden, z.B. Charaktere, die schon genau wissen, was passieren wird, obwohl es sich um scheinbar zufällige Dinge handelt. Und so weiter.

In Zukunft wirst du nur noch einen dieser Punkte bemerken müssen, um zu erkennen, dass du in einem Traum bist. Und danach kannst du deinen Traum steuern.

Du bist nicht den wundersamen Regungen deines Unterbewusstseins überlassen. Zumindest deine eigene Person kannst du im Traum auf jeden Fall steuern. Du kannst dich entscheiden in eine andere Richtung zu gehen. Du kannst deine Aufmerksamkeit auf etwas anderes richten. Vielleicht etwas, das du dir gerade ausgedacht hast?

Vielleicht kannst du auch deine Umgebung beeinflussen… das erfordert jetzt aber schon eine stark ausgeprägte Vorstellungskraft.
Vielleicht bleibt es auch bei deiner eigenen Person. Es wäre bestimmt ziemlich cool diese Traumwelt eigenständig zu erkunden.

Jedenfalls will ich noch eine wichtige Konsequenz dieser Fähigkeit aufzeigen:

mit Albträumen umgehen

Manchmal passiert es, dass du einen Albtraum zum ersten Mal träumst. Oft wiederholt sich dieser Traum aber immer wieder. Für den ersten Schritt ist das aber ziemlich egal.

Ich nehme jetzt einfach mal an, dass dir die Angst unangenehm ist. Ansonsten würdest du den Traum vermutlich nicht als Albtraum bezeichnen.

Jedenfalls sollte dein erster Schritt sein dich von der Angst zu distanzieren. Besonders leicht fällt dir das natürlich erst mit ein bisschen Übung. Aber wenn du darin wirklich schnell besser werden willst, empfehle ich, dass du dich mit Meditation beschäftigst, sich von den eigenen Gefühlen zu lösen, ist nämlich eines ihrer erklärten Ziele.

Dann wird dir auch irgendwann gelingen aufzuwachen. Lass dich nicht von deinem Traum paralysieren, sondern schreibe den Traum lieber sofort. Analysiere ihn in allen Details. Was genau war es, das dir solche Angst gemacht hat? Möglichkeiten zur Selbsterkenntnis sollte man nie an sich vorüberziehen lassen.

Und dann freue dich über diesen Traum.

Er hat dich mit einer genialen Horrorgeschichte beschenkt. Vielleicht willst du sie ja nach Anonymisierung aller Charaktere mit der Welt teilen?

Freue dich über den Traum. Das nimmt ihm die Macht über dich.

Freue dich, dass er dir als Inspiration für die besten Geschichten, die du erfinden kannst, dient.

Schreibe doch auch mal deine Träume auf!

Julian

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