Wie man aus einem Buch das Meiste herausholen kann

Wenn man schon ein Buch liest, dann will man doch eigentlich auch gleich beim ersten Mal das Meiste herausholen, oder?

Sonst weiß man 2 Tage später nur noch, wie toll das Buch war, aber nicht mehr wirklich, was es einem eigentlich genau beigebracht hat. Und dann liest man es vermutlich nochmal. Aber wenn man dann nichts anders macht als beim ersten Mal, wird man ein ähnliches Ergebnis erzielen: Viel mehr als das Wissen, dass da mehr war, wird nicht zurückbleiben.

Ein paar Brocken werden natürlich trotzdem hängen bleiben, vielleicht sogar ein schwammiges Verständnis für die Dinge, die in dem Buch erklärt wurden, aber damit darfst du dich nicht zufrieden geben. Erinnerst du dich noch wie viel du wusstest, während du das Buch gelesen hast?

Stell dir vor, du könntest das alles behalten. Dann werden diese Brocken plötzlich von einer Erinnerung an ein geniales Buch zu einer Ermahnung, wie viel du eigentlich schon wieder vergessen hast.

Viel besser ist es doch, einfach gleich von Anfang aus dem Buch das Meiste herausholen zu wollen.

Aber wie macht man das?

das Meiste herausholen

Zuerst einmal musst du das natürlich auch wollen. Solange du eigentlich gar nichts von dem Buch lernen willst, das du gerade liest, wird es dir nur sehr schwer fallen, selbstständig die hier beschriebenen Techniken anzuwenden.

Diese Techniken sollen dir helfen dieses ganze Wissen dauerhafter abzuspeichern. Aber nur wenn du eh schon unbedingt all das lernen willst, was das Buch dir vermittelt, wird genau das auch geschehen.

Du musst das Wissen wollen, sonst klappt es nicht.

Willst du etwas lernen?

aufmerksam lesen

Das scheint ein ziemlich banaler Tipp zu sein. Das macht ihn aber trotzdem nicht weniger relevant. Solange du an andere Dinge denkst oder dich beim Lesen ständig unterbrichst, kannst du dich nicht komplett auf das Lesen konzentrieren.

Deswegen solltest du auch eigentlich keine Musik hören. Solange du der Musik zuhörst, kannst du dich nicht auf das Buch konzentrieren. So etwas wie Multitasking, gibt es nur bei Aktivitäten, auf die du dich nicht konzentrieren musst. So wie atmen, laufen und gleichzeitig reden. Hierbei bleibt immer noch Denkkapazität frei, um sich zu überlegen, wohin man läuft, und was man sagen will. Noch mehr kannst du aber gleichzeitig nicht machen. Diese beiden Punkte brauchen dann nämlich wiederum deine Aufmerksamkeit auf.

Sachen, die deine Aufmerksamkeit benötigen, müssen nacheinander abgearbeitet werden. Und solange du der Musik zuhörst, kannst du nicht lesen und dir über das gelesene Gedanken machen.

Daraus folgen dementsprechend aber auch zwei andere Punkte: Zum einen ist Musik hören auch bei anderen konzentrationslastigen Aufgaben, wie zum Beispiel für die Schule pauken, unpraktisch. Zum anderen stellt es kein Problem dar, wenn du ein einziges Lied die ganze Zeit auf Dauerschleife hörst. Dann gewöhnt sich dein Kopf daran und dir fällt es immer leichter nicht hinzuhören. Ganz nebenbei blockiert das dann gleich noch alle störenden Geräusche der Außenwelt.

Lesegangschaltung?

Weiterhin kann es auch passieren, dass du einfach viel zu schnell liest. Wenn du den Text nur überfliegst, werden dir eine Menge wichtige Dinge entgehen. An mancher Stelle ist das vielleicht sinnvoll, aber meistens solltest du schon versuchen jedes einzelne Wort zumindest einmal zu lesen.

Das Problem ist einfach, dass die meisten Menschen nur in einer Lesegeschwindigkeit lesen können. Das passt dann natürlich auch nur zu manchen Texten. Alle anderen werden entweder zu langsam oder zu schnell gelesen. Kannst du dir eine Lesegangschaltung antrainieren?

Lies also aufmerksam genug, um im Zweifelsfall auf ein angemesseneres Tempo herunter schalten zu können.

direkt anwenden

Beim Lesen solltest du immer wieder zwischendurch mal anhalten und dir Überlegen, wie genau du das gelesen selbst anwenden kannst. Auch eine Simulation der Situation in deinem Kopf zählt schon als anwenden der Technik. Wenn du es aber in der echten Welt auch mal versuchen kannst, ist das eindeutig am besten.

Das hat zwei Effekte:

Realitätsbezug

Zum einen wird deinem Gehirn durch den Realitätsbezug ganz klar gemacht, wie wichtig diese Information ist. Sie wird dann gleich viel besser abgespeichert. Vielleicht mit den Verknüpfungen, die du eben durch das ausprobieren gebildet hast?

tatsächlich anwenden können

Zum anderen wird auf diese Weise auch der Abstand zwischen Theorie und Praxis überbrückt. Solange du etwas nur liest, weißt du noch nicht wirklich, wie du dieses Wissen in der Praxis auch anwenden wirst. Erst sobald du es tatsächlich (mental) ausprobierst, wird dir auffallen, an welcher Stelle es doch noch hakt. Dann kannst du gleich an der aktuellen Stelle im Buch nochmal nachschauen, weil da sollte dieses Problem eigentlich angesprochen sein.

Und wenn doch eine Frage offen bleiben sollte ist das auch gut. Schreib sie dir auf jeden Fall auf und lies noch das Kapitel fertig. Offene Fragen fördern nämlich auch die Behaltensleistung enorm. Ganz nebenbei wirst du dann natürlich auch aufmerksamer, was denn noch alles so im Text steht. Vielleicht wird die Frage ja beantwortet.

Wenn du aber tatsächlich keine Probleme entdeckt hast, kannst du das gelernte beim nächsten Mal auch wieder erfolgreich anwenden. Oder falls du es dir gerade eben nur vorgestellt hast, beim nächsten Mal tatsächlich anwenden. Sobald du nämlich in die simulierte Situation kommst, wird sich dein Gehirn sofort an die Sache erinnern, die du so einprägsam mit ihr verknüpft hast. Dann kannst du es sofort mal im echten Leben ausprobieren.

Ego-Effekt

Außerdem wird noch ein weiterer Effekt ausgenutzt: Sobald du die nämlich dich selbst dabei vorstellst, wie du den Tipp anwendest, wird deine eigene Person mit dieser Information verknüpft. Und Infos die dich selbst betreffen, waren schon immer die wichtigsten auf der Welt. Dieses Wissen wird jetzt also besonders gut abgespeichert.

wichtige Stellen markieren

Hast du ein Problem damit in Bücher hinein zuschreiben?

Solltest du aber nicht. Bücher sind Arbeitswerkzeuge. Sobald das Buch dir selbst gehört, darfst du so viel markieren wie du willst, darfst du so viele Gedanken an den Rand schreiben, wie du willst, darfst du so viele Ecken umknicken, wie du willst.

Und genau das sollst du auch machen.

Markiere dir Stellen, die du als besonders interessant, wichtig oder einfach nur merkwürdig (würdig gemerkt zu werden) empfindest.

So wird zum einen deinem Gehirn Bescheid gesagt, dass es sich hierbei, um eine wichtige Information handelt. Zum anderen kannst du diese tollen Stellen dann später schneller wiederfinden. Normalerweise sind die besonders guten Sätze einfach in Paragraphen voller nicht so guter Sätze begraben. Die wenigsten Autoren machen sich die Mühe, die besonders relevanten Stellen optisch hervorzuheben.

Du musst diesen Job also selbst übernehmen.

Weiterhin kannst du natürlich ecken umknicken, um besonders weise Erkenntnisse zu markieren. So kannst du dann später direkt zu dieser Stelle zurückkehren und dir heraus schreiben, was genau du da markiert hast.

Wie wäre es damit, die Fragen, die sich bei dir während dem Lesen ergeben auf den Rand neben die Stelle zu schreiben, die die Frage hervorruft?

Arbeite mit dem Buch. (solange es dir gehört.)

kapitelweise vorgehen

In einem ganzen Buch stehen eine Menge Informationen. Die kannst du dir niemals alle merken. Aber bei Kapiteln hast du eine bessere Chance.

Die enthalten zwar immer noch ziemlich viele Informationen, aber die sind zumindest stark untereinander verknüpft. So umgehst du dann zumindest das Problem mit den Chunks. Dein Gehirn kann einfach nur 3-5 Informationsbrocken gleichzeitig im Kurzzeitgedächtnis halten. Und sobald zwei Informationen verknüpft sind, gehören sie nun mal zum selben Brocken.

Nach jedem Kapitel musst du jetzt also zurückdenken und es noch einmal Revue passieren lassen. Was waren die großen Zusammenhänge? An welcher Stelle kann man in diese die Details einordnen? Welche Verbindungen hast du bemerkt?

Sobald du das gelesene auf diese Weise überdenkst, wird es gleich nochmal viel eingehender verarbeitet. Vielleicht bemerkst du auch Lücken, die du dann gleich wieder auffüllen kannst, indem du nochmal zur entsprechenden Stelle im Kapitel zurückdenkst.

Und dann solltest du die Tatsache ausnutzen, dass du dich gerade an deinem Wissensmaximum bezüglich der hier dargestellten Informationen befindest:

selbst zusammenfassen

Der Hauptgrund dafür eine Zusammenfassung zu schreiben ist nicht, damit man später darin nachschlagen kann und so wieder auf das alte Wissensniveau zurückkommt.

Das ist natürlich ziemlich praktischer, jetzt strebst du aber erst mal folgenden Effekt an:

Sobald du das Buch zur Seite legst und aus dem Gedächtnis die großen Zusammenhänge zusammenfasst, werden diese nochmals abgerufen und so besser verankert. Außerdem musst du dieses Wissen natürlich auch organisieren. Du willst schließlich eine Zusammenfassung erstellen, die du später auch noch verstehen kannst.

So findest du noch weitere Zusammenhänge aber auch Lücken, die du dann gleich auffüllen kannst. Auf diese Weise wird dann das Wissen noch weiter in deinem Kopf gefestigt.

Und du hast natürlich eine Stelle, an der du Nachschlagen kannst, wenn du das ganze doch mal vergessen solltest.

Erst jetzt darfst du zum nächsten Kapitel übergehen.

das Wissen weitergeben

Wissen ist zum Weitergeben da. Nicht nur damit andere es auch können – auch wenn das allein schon Motivation genug sein sollte -, sondern auch, weil du es dann auch selbst gleich nochmal besser verstehst.

Denn wenn du dieses Wissen an jemand anderen weitergeben willst, musst du es in deinem Kopf organisieren. Du musst nochmal alle Zusammenhänge untersuchen, die du kennst, und dann mit den wichtigsten beginnen. Nur so kannst du beim Gegenüber von Anfang an Verständnis erreichen.

Ganz nebenbei werden durch Rückfragen vielleicht noch neue Zusammenhänge oder auch Lücken aufgedeckt. Beides sollte sehr willkommen sein. Besonders die zweite Variante bietet dir noch eine hervorragende Möglichkeit zum dazulernen.

Auch generell ist das anderen-etwas-erklären eine wichtige Fähigkeit. Sie besteht aus weiteren Fähigkeiten, die an sich auch wieder total relevant sind: Schnelles Strukturieren des eigenen Wissens, vor anderen Reden, einschätzen, ob der andere es bereits verstanden hat, etc.

Und schließlich noch ein abschließender Tipp:

jeden Tag weiterlesen

Nur so bleibt der Kontext des gelesenen präsent und du kannst wirklich verstehen, was eigentlich ausgesagt wird.

Zumindest die Kapitel solltest du versuchen „am Stück zu lesen“. Aber generell ist es schlecht, wenn du das Buch möglicherweise wochenlang aus der Hand legst. Wenn du dann erst weiter liest, wirst du eine Menge vergessen haben, und musst dich erst wieder hinein finden.

Natürlich wird das durch die Anwendung der oberen Techniken abgeschwächt, aber es wird trotzdem mit der Zeit abnehmen, wenn du dich nicht damit beschäftigst.

Schaffst du es jeden Tag zu lesen?

Julian

PS: Überlege dir jetzt gleich, wie du das eben gelesen anwenden könntest!

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