Regen ruft in mir immer gemischte Gefühle hervor.
Wenn ich gerade irgendwo mit dem Fahrrad hinfahre und es plötzlich super stark zu schütten anfängt, ist das natürlich ärgerlich. Ansonsten kann ich mich aber meistens über Regen freuen. Das ist sowieso die bessere Reaktion, wenn man mal ein bisschen darüber nachdenkt.
Wenn es regnet wird die Luft gleich so schön sauber. Außerdem ist es einfach ziemlich cool mit entsprechendem Regenschutz, damit man sich nicht erkältet, im Regen herumzulaufen und sich über die Natur zu freuen. Warum sollte man es auch nicht genießen, wenn es mal regnet. Das findet doch sowieso schon so selten statt.
Und doch reagieren die meisten Menschen ganz anders auf Regen.
Die Standardreaktion
Sobald es zu tröpfeln anfängt und sie nicht gerade sowieso geplant hatten sich Zuhause aufzuhalten, sind viele Leute sofort stark verärgert. Denk nur mal an die ganzen Einschränkungen, die der Regen mit sich bringt. Jetzt muss man sich ja eine Regenjacke anziehen oder einen Schirm mitnehmen, wenn man nicht nass werden will.
Und wenn man nichts entsprechendes dabei hat und trotzdem unterwegs ist, was macht man dann? Das passt gerade eindeutig nicht in den Plan.
Was erlaubt sich dieser Regen eigentlich einfach so deine Vorhaben zu durchkreuzen. Kann er nicht vorher Bescheid sagen, damit man wenigstens einen Schirm einpackt?
Und überhaupt. Regen sollte einfach abgeschafft werden. Den braucht doch eh niemand.
Regen
Außer natürlich die Pflanzen, die brauchen Wasser, und wenn es nicht regnet, müssen sie irgendwie anders an diesen essentiellen Stoff kommen. Nicht alle kommen mit ihren Wurzeln bis zum Grundwasser und wenn es mal eine Weile nicht geregnet hat, ist der Boden irgendwann einfach trocken.
Hast du Lust, dann alle betroffenen Pflanzen per Hand zu gießen, damit sie nicht aufhören mit Photosynthese den Stoff zu produzieren, den du eindeutig am meisten auf der Welt brauchst. Ohne Sauerstoff überlebt ein normaler Mensch keine 10 Minuten. Und wenn alle Pflanzen eingehen, dann gibt es hier in der Nähe auch nicht so viel davon zum atmen.
Dann ist es doch eigentlich schon praktisch, dass der Regen das Gießen dieser ganzen Pflanzen für uns übernimmt, oder? Immerhin haben die Pflanzen sich ja evolutionär so entwickelt, dass sie genau mit der örtlichen Regenhäufigkeit zurecht kommen.
Der Regen gibt ihnen also automatisch alles, was sie brauchen.
Es wäre also keine gute Idee, den Regen einfach abzustellen, wenn man gleichzeitig aber trotzdem die örtliche Flora am Leben erhalten möchte.
Außerdem geht es ja gar nicht, warum sollte man sich also überhaupt Gedanken darüber machen?
ist ein Naturphänomen
Das heißt, du kannst den Regen nicht beeinflussen.
Und selbst wenn du irgendwelche Maßnahmen zur Verfügung hättest, mit denen du Einfluss auf das Wetter nehmen kannst, wie willst du sie gezielt einsetzen? Wetter ist ein so komplexes System, dass unsere besten Modelle, auf den besten Computern, trotzdem nur für die nächsten paar Stunden und Tage einigermaßen akkurat vorhersagen können, was geschehen wird.
Du wirst immer nur kurz vorher wissen, dass es regnen wird. Eigentlich erst, sobald es tatsächlich regnet. Vorher ist der Wissensstand immer etwa so: es könnte möglicherweise regnen, vielleicht werden die Wolken aber auch einfach vom Wind an uns vorbei getrieben.
Mehr kann man einfach nicht wissen.
Und dein einziger Weg das Wetter zu beeinflussen ist der Umweg über das Klima. Wenn du fleißig weiter am Klimawandel teilnimmst, dann werden sich im Laufe der nächsten Jahrzehnte unweigerliche die durchschnittlichen Wetterverhältnisse verändern.
Vielleicht regnet es dann insgesamt etwas weniger an deinem Aufenthaltsort. Aber sicher kannst du das nicht sagen und ist dir diese Möglichkeit wirklich die ganzen schlechten Auswirkungen vom Klimawandel auf die globalen Ökosysteme wert?
Finde dich einfach ab, dass du am Regen nichts ändern kannst. Es wird immer wieder mal regnen, ob es dir gerade passt oder nicht.
Du kannst nur eine einzige Sache ändern:
deine eigene Reaktion
Es ist deine Entscheidung, was du empfindest, wenn es zu regnen anfängt. Es ist deine Entscheidung, wie du darauf reagierst.
Wähle doch einfach eine der sinnvolleren Varianten und beweise dadurch ein bisschen Weisheit.
Gefühle
Zum einen bringt es einfach überhaupt nichts sich wegen des Regens zu ärgern. Du kannst doch eh nichts am Regen verändern, da wird deine objektiv gesehen insignifikante Wut auch nichts bewirken. Du wählst also ohne etwas dafür zu bekommen schlechte Laune und fühlst dich dementsprechend auch nicht so toll. Das ist doch einfach nur doof.
Und wenn du dich darüber ärgerst, dass du nicht auf den Regen vorbereitet warst, bringt dir das auch nichts. Schließe lieber jetzt gleich damit ab und lerne aus deinen Fehlern. Beim nächsten Mal packst du einfach einen Schirm ein, wenn du weißt, dass du eine weile draußen unterwegs bist und es Regnen könnte.
Sich ärgern ist also keine gute Option.
Zum anderen ist es auch einfach toll sich zu freuen. Gute Laune ist immer super und wenn man auch noch einen so simplen Grund dafür hat, muss man sich nicht mal überlegen, ob man vielleicht auf Drogen steht und deswegen so gute Laune hat.
Immerhin bietet dir der Regen eine wunderbare Gelegenheit deine optimistische Haltung zu üben. Du kannst beweisen, dass du deine eigenen Gefühle zumindest soweit unter Kontrolle hast, dass du dich bei Regen nicht ärgerst, sondern die schönen Seiten wertschätzen kannst.
Du kannst dich darüber freuen, dass die Luft jetzt wieder schön sauber gewaschen wird. Du kannst dich darauf freuen, dass es nach dem Regen so toll duften wird in der Natur.
Und wenn du völlig unvorbereitet getroffen wurdest, kannst du dich freuen, dass du noch so glimpflich davon gekommen bist. Ganz nebenbei hast du jetzt einen essentiellen Fehler bemerkt, den du in Zukunft vermeiden kannst. Auf diese Weise wirst du zu einem noch besseren Mensch. Das allein ist doch schon Grund genug, um sich zu freuen, oder?
Handlungen
Du hast 2 Optionen:
Möglicherweise wirst du vom Regen komplett unvorbereitet getroffen und dadurch dazu gezwungen alle Pläne, die mit aus dem Haus gehen und dann nicht in einem geschlossenen Fahrzeug reisen zu tun haben, abzubrechen. Die Pläne sind praktisch ins Wasser gefallen.
Jetzt gibt es nur eine authentische Reaktion: sich über den doofen Regen zu ärgern. Aus dem Fehler lernen und in Zukunft einfach auch auf Regen vorbereitet zu sein. Dann kannst du beim nächsten mal gleich die zweite Variante wählen.
Alternativ bist du nämlich einfach auf den Regen vorbereitet gewesen und kannst deine Pläne jetzt flexibel anpassen. Jeder normale Mensch schaut halt mal kurz im Internet nach dem Wetter, wenn er weiß, dass er sich demnächst draußen aufhalten wird, und es nach Regen aussieht. Wofür gibt es denn diese kostenlosen Wettervorhersagen?
Und wer eine Tasche dabei hat, kann auch einfach einen von diesen Minischirmen einpacken, die nehmen wirklich nicht viel Platz weg und wiegen praktisch nichts.
Außerdem ist es natürlich immer gut, wenn man flexibel geplant hat und man sich so nicht von den Hindernissen aus der Bahn werfen lässt, die die Welt einem in den Weg legt. Sei es jetzt Regen oder auch ein Stau.
Wenn man nicht rigoros jedes Detail im Vorhinein festgelegt hat, kann man einfach spontan umdisponieren und die verschiedenen Dinge, die man noch erledigen wollte einfach in einer anderen Reihenfolge abarbeiten.
Oder man hat einfach passende Klamotten dabei und lässt sich nicht aufhalten.
Wer schon ein bisschen Übung hat im geschickten Planen, hat auch von Anfang an verschiedene Möglichkeiten bedacht und sich auch auf alternative Aktivitäten vorbereitet.
Mit ein bisschen Übung dauert das auch nicht länger als „normale“ Vorbereitungen und man hat sogar eine viel bessere Erfolgschance.
Sieh den Regen also als Geschenk des Himmels an, das dich dabei unterstützt, deine eigenen Planungsfähigkeiten zu verbessern oder auch unter Beweist zu stellen.
Er ist also durchaus ein Grund zu freuen.
Julian
PS: Regen hat natürlich außerdem den Vorteil, dass er dir teilweise eine Entscheidung abnimmt. Wenn es regnet fallen einfach schon mal die Hälfte deiner angsteinflösenden Alternativmöglichkeiten weg. Juchhu.