Warum es bei Profis immer so leicht aussieht

Profis gibt es bei jeder Tätigkeit. Je mehr Leute sich mit der Sache beschäftigen, desto mehr Profis gibt es. Manchmal kennst du auch nur die Profis. Von den anderen, die noch nicht dieses herausragende Level erreicht haben, hört man einfach nicht so viel.

Und das verstärkt nur noch zu dem Eindruck den Profis bei uns hinterlassen: Wenn man den Weg zu diesem Erfahrungslevel nicht sehen kann, erscheint die dort gezeigte spielend leichte Sicherheit noch unerreichbarer für uns.

Es sieht halt einfach so einfach aus. Warum klappt das dann bei einem selbst nicht so gut?

Die letzte Frage ist schon mal ein erster Schritt auf dem Weg es selbst einmal so gut zu können, wie die Profis, die du hier beneidest. Immerhin musstest du es erst einmal selbst ausprobieren, um überhaupt feststellen zu können, dass es dir nicht so leicht fällt, wie den Profis. Auch wenn man das zwar vorher auch schon erwarten kann, ist es doch noch einmal ein anderes Gefühl es tatsächlich auszuprobieren.

Sobald man das nämlich ein paar mal erlebt hat, beginnt man sich zu fragen, wie Profis es schaffen, das ganze so einfach aussehen zu lassen.

Profis

Dass es bei Profis so einfach aussieht und trotzdem hervorragend klappt, ruht meiner Meinung nach auf zwei Säulen: Sie wissen, was sie machen, und sie sparen sich alle unnötigen Bewegungen.

lassen es einfach aussehen

Amateure machen es folgendermaßen: Sie überlegen noch währenddessen, was genau sie jetzt gerade machen wollen bzw. sollen. Sobald es ihnen dann einfällt, ist es meist schon zu spät, das Ganze mit einer gewissen Grazie zu handhaben. Dann bewegen sie sich überstürzt und lassen die feinen Details komplett außen vor. Es sieht einfach nicht sehr abgerundet aus.

Das lässt sich gut am Klavierspielen verdeutlichen. Wenn man da nicht rechtzeitig genau weiß, wie man die eigenen Hände bewegen muss, hat man schon eine ungeplante Pause in das eigene Spiel eingebaut. Aber neben dem richtigen Timing und der richtigen Reihenfolge der Töne, musst du dann auch noch mit der richtigen Stärke die Taste drücken, damit es zu den restlichen Noten passt. Gleichzeitig gilt es 2 Pedale zu bedienen und die Noten zu lesen.

Zumindest der letzte Punkt lässt sich relativ schnell ausmerzen: einfach das Stück auswendig lernen. Dann hast du aber immer noch all die anderen Sachen an die du alle gleichzeitig bewusst denken musst. Das geht nun mal überhaupt nicht einfach.

Profis dagegen haben das alles bereits automatisiert. Sie wissen genau, wann sie welche Taste mit welcher Intensität drücken müssen. Gleichzeitig spielen sie das ganze Auswendig, perfekt im Rhythmus und auch noch mit einem gewissen Ausdruck. Und nebenbei unterhalten sie sich auch noch mit dir.

Aber das ist noch nicht alles. Ihr Hände bewegen sich immer mit einer angemessenen Geschwindigkeit. Solange das Stück nicht gerade ‚Maple Leaf Rag‘ heißt, sieht man keine Ruckartigen Bewegungen. Generell sind ihre Hände immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und zwar genau rechtzeitig.

Aber wie erreicht man ein solches Level.

haben das mit viel Übung automatisiert

An dieser Stelle ist wichtig zu beachten, dass Profis über all die Dinge, die Anfänger noch gleichzeitig in ihrem Kopf halten müssen, gar nicht mehr nachdenken müssen. Das läuft alles automatisch ab.

Sie müssen sich nicht überlegen, wie sie ihre Hände am besten bewegen sollen. Das geschieht automatisch.
Sie müssen sich nicht darum kümmern, dass die Pedale passend gedrückt werden. Das geschieht automatisch.
Sie müssen sich nicht darum kümmern, dass das gesamte Spiel harmonisch für einen Zweck zusammenwirkt. Das geschieht automatisch.

Was sie sehr wohl machen müssen, ist sich zu überlegen, wie es sich anhören soll. Sie haben eine Steuerzentrale, die komplett von den Einzelschritten losgelöst ist und doch alle Bewegungen steuern kann. Wenn ein Profi sanft spielen will, weil es für ihn Sinn ergibt, dass die entsprechende Stelle am Stück sanft gespielt werden sollte, dann drückt er automatisch ganz leicht auf die Tasten und nutzt auch die Pedale, um einen entsprechenden Effekt zu erzielen.

Aber darüber denkt der Profi nicht nach. Er hat sich bloß gedacht, dass er jetzt sanft spielen will und wusste dann genau was er dafür machen muss.

All diese Dinge sind schon automatisiert.

Und das geht nur mit Übung. Ganz viel Übung. Manche sprechen von 10000 Stunden. (10 Jahre lang, jeden Tag 3h üben.) Bei vergleichsweise einfacheren Aufgaben reicht vielleicht auch ein bisschen weniger Zeit.

Aber man muss es einfach ganz oft machen. Nur so kann man sich immer weiter verbessern. Nur so kann dein Körper all diese Bewegungen für dich automatisieren.

Aber wenn du nur das Endergebnis siehst, vergisst du das schnell. Man stellt sich nicht automatisch die Jahrzehnte er Übung vor, wenn man ein Meisterwerk miterlebt. Aber Meisterschaft lässt sich nur mit Übung erreichen. Ganz viel Übung.

Hinterlassen bei uns einen falschen Eindruck

Inwiefern ein falscher Eindruck?

Ganz einfach. Wenn man bisher nur Profis dabei zugeschaut hat, wie sie etwas bestimmtes machen, hat man eine völlig falsche Vorstellung von der Schwierigkeit dieser Tätigkeit.

Man kann sich einfach nicht realistisch vorstellen, diese Sache selbst zu machen, weil man nicht mal weiß aus welchen Teilschritten der beobachtete Vorgang besteht. Und „ich weiß nicht, wie das macht“ sagt dir einfach nichts darüber, wie schwierig es zu lernen wäre. Die Tatsache, dass es dann auch noch so einfach aussieht, führt dazu, dass man sich schnell eine falsche Abschätzung der Schwierigkeit einredet.

Dann kann man es oft gar nicht mehr so wirklich wertschätzen, was man gerade beobachten kann.

Und das ändert sich erst, wenn man es selbst einmal ausprobiert.

Es selbst einmal ausprobieren

Bei dir klappt es einfach überhaupt nicht. Du weißt noch nicht einmal, wo du anfangen solltest. Gibst du jetzt gleich wieder auf?

Das ist die Vorstellung, die viele davon abhält es einmal selbst zu probieren.

Aber das sollte sie nicht. Niemand kann am Anfang sofort alles. Jeder hat an der Stelle angefangen, wo er noch nicht wusste, wie es geht. Auch die Profis.

Hältst du also wenigstens so lange durch, bis du einen guten Überblick hast, was es bedeutet, diese Tätigkeit auszuführen? Erst dann ist nämlich der Sinn des selbst Ausprobierens erreicht.

Wenn du es lange genug selbst versuchst, wirst du eine neu gewonnene Ehrfurcht vor all den Leuten entwickeln, die es schon können. Du wirst jetzt erst so richtig wertschätzen können, was sie alles gleichzeitig beachten können, und welche Schwierigkeiten sie mit spielender Leichtigkeit andauernd überwinden.

Darüber hinaus bist du auch desillusioniert, was es bedeutet, diese Tätigkeit selbst zu lernen. Plötzlich erscheint es realistisch was ich vorhin über das jahrelange Üben behauptet habe.

Aber das ist auch gut so. Denn wenn du es jetzt immer noch lernen willst, hast du eine viel höhere Erfolgschance. Denn wenn du schon weißt, dass es Durchhaltevermögen erfordern wird, kannst du lange genug dabei bleiben, bis die ersten wirklichen Ergebnisse sich zeigen. Wenn du dann erste Erfolge hast, die dich auf deinem Weg zum Profi sein bestärken, wird es dir immer einfacher fallen, dich zu motivieren. Aber wisse: Es wird sehr lange dauern.

Aber wenn du nicht anfängst, wirst du es auch nie schaffen.

Kannst du das Level eines Profis erreichen?

Julian

PS: Wenn du lange genug durchhältst, wird alles zur Gewohnheit.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.