„Deep Work“ von Cal Newport ist ein ziemlich beeindruckendes Buch. In nur 70000 Wörtern erklärt der Autor ausführlich, wie man das Problem umgehen kann, das wir alle kennen: Fast ununterbrochene Ablenkungen halten uns davon ab, wirklich wertvolle Arbeit zu verrichten. Es gibt nur ein Gegenmittel: Hole dir deine Arbeitszeit zurück und erlerne „Deep Work“ – tiefe Arbeit.
Tiefe Arbeit – oder auch Deep Work, wie es einfach besser klingt – ist Arbeit, die auf einem extrem hohen Konzentrationslevel ohne Ablenkungen durchgeführt wird. Dabei wird neuer Wert geschaffen und die Arbeit ist schwer nachzuahmen.
Dafür ist es natürlich auch anstrengend. Nur die allerbesten schaffen 4 Stunden volle Konzentration pro Tag. Mehr ist einfach nicht möglich. Dann ist es Zeit für all die anderen Aufgaben, die auch noch erledigt werden wollen:
Flache Arbeit (shallow work) stellt das Gegenteil von tiefer Arbeit dar. Hierbei handelt es sich um Aktivitäten, die in einem Zustand der Ablenkung durchgeführt werden, hauptsächlich organisatorischer Natur, bei der kaum neuer Wert erschafft wird und die sich sehr einfach nachahmen lässt.
Kein Wunder, dass man Deep Work in seinem Arbeitsleben maximieren sollte, um unglaublich produktiv zu sein.
Und noch etwas: Obwohl Deep Work so mächtig ist, wird es in unserer modernen Welt immer seltener und damit nur umso wertvoller. Nutze die Chance und kultiviere diese Fähigkeit in dir.
Deep Work
Cal Newport ist Professor der Computermathematik an einer Universität in den USA. in seinem Arbeitsleben nutzt er Deep Work – das er übrigens selbst benannt hat – um beeindruckende Mengen Forschung zu betreiben, gleichzeitig hervorragenden Unterricht zu geben und sogar mehrere Bücher zu schreiben. Genauer gesagt ist dieses Buch bereits sein fünftes und das vierte habe ich letzte Woche vorgestellt.
Und das alles in einer normalen Arbeitswoche.
Und weil das so eine beeindruckende Fähigkeit ist, hat er ein Buch geschrieben, um die Welt davon zu überzeugen, wie wichtig tiefe Arbeit ist und wie man sie in sein Leben integrieren kann.
Teil 1 des Buches argumentiert, warum du tiefe Arbeit meistern solltest, und Teil 2 zeigt dir dann, wie du das bewerkstelligst.
Deep Work ist selten und wertvoll
Wenn tiefe Arbeit so toll ist, warum wird nicht die komplette Arbeitswelt danach ausgerichtet, die Zeit, die dafür aufgewendet wird, zu maximieren? Letztendlich läuft es darauf hinaus, dass sich die positiven Auswirkungen von Deep Work nur sehr schwer messen lassen. Demzufolge werden zur Zeit andere Aspekte unserer Arbeit optimiert, z.B. zusammenarbeiten, durch offene Büros.
Dementsprechend wird die Fähigkeit zu tiefer Arbeit immer seltener und dabei immer wertvoller in dieser Welt. Darüber hinaus bringt sie dir aber auch viele persönliche Vorteile: hohe Konzentration, also tiefe Arbeit, ist der einzige Weg, wie du schnell komplizierte Dinge lernen kannst und auf einem Profilevel wertvolle Arbeit produzieren kannst. Sowohl bezüglich der Zeit, als auch bezüglich der Qualität.
Und noch ein Grund, warum du Deep Work in dein Leben integrieren solltest: solch produktive und bedeutungsvolle Arbeit bereichert dein Leben auch auf einem emotionalen Level. Ein Leben voller Deep Work ist ein gut gelebtes Leben.
Kommen wir jetzt noch zu seinen Empfehlungen, wie man tiefe Arbeit in sein Leben integriert. Ohne, wirst du schließlich nicht all diese Vorteile ernten können.
lerne tief zu arbeiten
Hierfür gibt es eine wichtige Entscheidung zu fällen: Nach welchem Zeitplan wirst du tief arbeiten? Mehrere Wochen am Stück, ganze Tage, jeden Tag während einer festen Zeit, oder immer wenn sich eine Möglichkeit bietet? Jede Variante ist besser für bestimmte Jobs. Vielleicht designst du auch dein eigenes System. Ganz egal. Du musst die Variante finden, die für dich funktioniert.
Und sobald du dein System gefunden hast, kommt der nächste Schritt: Maximiere die Menge an Zeit, die du für Deep Work verwendest. Der einfachste Weg zu erreichen. Erfasse die Zeit, die du für verschiedene Aktivitäten nutzt. Und dann hänge eine Übersicht direkt vor deiner Nase auf, die dir zeigt, wie viel du jede Woche geschafft hast. So wirst du automatisch darauf hinarbeiten, deine Leistung zu verbessern. Was gemessen wird, wird auch verbessert.
Aber vergesse dabei eines nicht: Wenn du arbeitest, arbeite hart und tief, aber wenn du fertig bist, sei fertig. Die Auszeit von der Arbeit ist genauso wichtig. Wenn du dich nicht ausruhst, kannst du am nächsten Tag nicht so effektiv arbeiten. Abends wirst du eh keine wichtigen Arbeiten mehr abschließen können. Cal Newport empfiehlt sogar ein Abschlussritual, um den Wechsel deinem Gehirn eindeutig deutlich zu machen.
erhöhe dein Konzentrationslimit
Mit den Tipps aus dem Vorherigen Kapitel, kannst du erfolgreich tiefe Arbeit betreiben. Aber du wirst irgendwann an eine Grenze stoßen. Logischerweise hast du eine Grenze, wie stark du dich konzentrieren kannst. Und wenn du sie nicht verschiebst, wird dein Potential für immer so stark eingeschränkt bleiben, wie es jetzt ist. Also nutze eine der folgenden Techniken. Am besten alle:
Reduziere den Einfluss von Ablenkungen auf dein Leben: plane Zeiten, in denen du das Internet benutzen darfst, ansonsten Nutzung verboten. Konzentrationstraining: plane Zeitabschnitte, in denen du mit deinem absolut höchsten Konzentrationslevel arbeitest. Nur so kannst du das Limit erhöhen. Lerne Randzeiten zu nutzen: übe produktives Meditieren während du physikalische Aktivitäten ausführst und strukturiere dabei dein Denken. Und erlerne Gedächtnissport, zum Beispiel ein Kartendeck auswendig lernen. Das wird deinen mentalen Fähigkeiten allgemein einen enormen Schub geben.
All diese Punkte werde ich in nächster Zeit ausführlicher erläutern, aber in diesem Post ist nicht so viel Zeit. Heute kann ich leider nur einen kurzen Überblick geben.
Eliminiere Soziale Medien
Sie sind eine riesige Ablenkung, flache Aktivitäten und die meisten davon bringen dir ziemlich sicher keinen Mehrwert im Leben. Probiere dich also mal an der 30-Tage Diät. 30 Tage lang keine sozialen Medien nutzen und niemanden deswegen warnen. Danach kannst du alles fallen lassen, das du nicht ernsthaft benötigt hättest.
Und noch eine weitere Sache: Anstatt dem Irgendein-Vorteil-Ansatz, wegen dem du bisher auf jeden neuen Zug aufgesprungen bist, nutze doch lieber die Handwerkereinstellung: Nutze nur die Werkzeuge, die einen starken positiven Einfluss darauf haben, dass du deine wichtigsten Ziele erreichen kannst. Alles andere ist deine Zeit nicht wert.
Denn denk daran: Zeitverwendung ist ein Nullsummenspiel. Alle Zeit, die du für unwichtige Dinge verschwendest, kannst du dann nicht für wichtige Arbeiten nutzen. Sei vorsichtig, wie du deine Zeit verteilst. Besonders soziale Netzwerke sind eine unnütze Zeitsenke.
Eliminiere flache Arbeit
Jetzt geht es darum, auch noch all die anderen Arbeiten zu eliminieren, die deine Zeit stehlen, aber nicht so wichtig sind. Trick 1: Je weniger Zeit du zur Verfügung hast, desto sinnvoller nutzt du deine Zeit. Generell ist es so, dass du viel effizientere Methoden entwickelst, sobald deine Arbeitszeit begrenzt ist.
Und mit der übrigen Zeit machst du folgendes: Plane für jede einzelne Minute des Arbeitstages, wie du sie nutzen willst. Wenn du deine Planung später änderst, ist das nicht schlimm. Es geht darum immer zu wissen, wie du deine Zeit im aktuellen Augenblick am sinnvollsten Nutzen kannst. So vermeidest du aus Versehen den einfachsten Weg zu gehen, also irgendeine Ablenkung erhören. Am besten quantifizierst du sogar noch das Tiefe-Level jeder Aktivität, damit du in Zukunft möglichst viel von den tieferen Aktivitäten machen kannst.
Weiterhin kannst du deinen Chef fragen, wie viel Zeit du wöchentlich für flache Arbeiten verwenden darfst. Sobald dein Flache-Arbeit-Budget festgelegt ist, stellt es die perfekte Begründung für alle Ablehnungen und Umstrukturierungen dar. Und wenn dir ein 100% zurückgegeben wird, weißt du auch sofort Bescheid: dein aktueller Job schätzt Tiefe noch nicht wert. Arbeite darauf hin, in eine entsprechende Position zu gelangen.
Und noch etwas: Reduziere die Zeit, die du mit Emails zubringst: Zum einen kannst du einen Senderfilter einbauen, sodass du weniger Emails bekommst. Weiterhin solltest du aber auch beim Emails schreiben darauf achten, dass sie möglichst wenig Folge-Emails nach sich ziehen. Das dauert jetzt vielleicht länger, spart aber später Zeit. Und zuletzt: Sehr oft, brauchst du gar nicht antworten. Wenn sich keine einfache Antwort formulieren lässt, es dich eh nicht interessiert oder sowieso nichts schlechtes passieren wird, wenn du nicht anwortest, mach doch einfach das: antworte nicht.
Das Buch enthält unglaublich viele Informationen. Dafür bist du jetzt bereit, Deep Work in deinem Leben zu maximieren.
Lies das Buch auch!
Hallo Julian,
du bringst es sehr gut auf den Punkt: Leider wird hochkonzentrierte Arbeit, die ja für komplexe Aufgaben nötig ist, häufig untergraben und durch die Anforderung schnelle Performance in kürzester Zeit zu liefern, ersetzt. Leider eine sehr kurzfristige Sichtweise.
Ein interessanter Tipp in deinem Post ist auch: “Erfasse die Zeit, die du für verschiedene Aktivitäten nutzt. Und dann hänge eine Übersicht direkt vor deiner Nase auf, die dir zeigt, wie viel du jede Woche geschafft hast. So wirst du automatisch darauf hinarbeiten, deine Leistung zu verbessern. Was gemessen wird, wird auch verbessert.” Ein wöchentliches Resumee der erledigten Aufgaben zeigt, wo man steht, was noch zu erledigen ist und wie man in Zukunft planen kann.
Ein interessanter Buchtipp!