Stufe 4: Das Treffen mit dem Mentor

Das Treffen mit dem Mentor ist eine sehr häufige Szene am Ende des 1. Akts, die in den meisten Büchern in irgendeiner Form auftaucht. Bevor das Abenteuer so richtig losgeht müssen schließlich noch letzte Vorbereitungen getroffen werden. Vielleicht braucht der Held einen kleinen Schubs, um den ersten Schritt zu wagen. Vielleicht wird er noch mit einem Geschenk ausgestattet, das er später hervorragend gebrauchen kann. Auf jeden Fall ist er danach bereit für den ersten Schritt in die Welt des Abenteuers hinein.

Ab und zu tritt hier auch gar kein Charakter mit der Maske des Mentors auf. Das Treffen mit dem Mentor könnte genauso gut auch das Befragen einer anderen Quelle der Weisheit sein. Auch wenn du dir keinen letzten Rat bei einem Mentor holst, willst du schließlich nicht völlig unvorbereitet in das unbekannte Abenteuer hinein springen – nicht mal als einer dieser abgebrühten Wiederholungshelden, die einen tatsächlichen Mentor für überbewertet halten.

Es gibt nur ein Problem: So praktisch diese Szene auch immer sein mag für dein Abenteuer, so bekannt ist sie auch beim Publikum. Wenn du zu klischeehaft vorgehst, werden sie bestimmt vor Langeweile sterben. Es stellt sich die Frage: kommst du ohne ein Treffen mit dem Mentor aus? Kannst du es nutzen, um das Publikum in eine falsche Richtung zu lenken? Also einen Charakter als gut und hilfreich aufstellen, der letztendlich aber nicht wirklich das beste für den Helden will; ihm sozusagen vorübergehend die Maske des Mentors überstülpen. (Nicht zu verwechseln mit Charakteren, die dem Helden durch ihr Negativ-Beispiel Dinge beibringen!)

Wie auch immer du letztendlich vorgehst, folgende Grundlegende Funktionen dieses Abschnitts solltest du kennen, damit deine Geschichte so gut wie möglich funktioniert.

Das Treffen mit dem Mentor

Dieses Treffen ist praktisch die abschließende Vorbereitung auf das Abenteuer. Hier kann der Mentor den Held beraten oder ihm Geschenke geben, die später noch eine sehr wichtige Rolle spielen werden. Wie auch im echten Leben gilt: Alles, was du erlernst/erhältst/erfährst/… wird sich später in deinem Leben nochmal als nützlich erweisen. Du weißt nur noch nicht wann und wie. Nimm also alles mit, was du kriegen kannst. Die Geschenke von Mentoren sind oft die nützlichsten von allen. Und generell: Wenn der Mentor noch ein bisschen Weisheit anzubieten hat: Auch das solltest du dankbar annehmen. Wer weiß, ob es dich später auf den richtigen Pfad zurückführt?

Aber der Held erhält hier nicht nur Vorbereitung, oft wird auch noch ein kleiner Tritt in den Hintern benötigt, um ihn den ersten Schritt in die Welt des Abenteuers machen zu lassen. Das Treffen mit dem Mentor kann also genauso gut die Funktion erfüllen, dem Helden die Ängste, die er im vorherigen Schritt angesammelt hat, auszutreiben. Vielleicht kann der Mentor ihn Ermutigen, vielleicht muss er ihn regelrecht überzeugen. Aber auf jeden Fall stellt der Mentor oft einen kritischen Einfluss auf den Helden dar, der das Abenteuer letztendlich startet.

Hier fragt sich natürlich, wie um alles in der Welt, du diese Szene weglassen kannst, falls dein Held zufällig nicht gerade höchst abenteuerlustig ist. (Trifft auf die meisten Helden zu!) Aber so weit musst du ja nicht unbedingt gehen. Findest du einen Weg, das Klischee zu umgehen und trotzdem die Vorteile eines Treffen mit dem Mentor zu nutzen?
Wer sagt denn, dass der Mentor die Geschenke freiwillig herausrückt – vielleicht muss man sie ja stehlen? Wer sagt, dass der Mentor dem Helden wirklich wohlgesinnt gegenübersteht und ihm einfach so hilft?

Mentor-Held Konflikte

Hier ist die Stelle für Mentor-Held Konflikte. Das Treffen mit dem Mentor ist möglicherweise das letzte Mal, dass man ihn trifft. Viele Mentoren begleiten die Helden nicht bei ihrem tatsächlichen Abenteuer. Wenn es also einen Konflikt geben soll, muss er hier stattfinden.

Ein paar Möglichkeiten hab ich ja schon angedeutet. Vielleicht wird der Mentor ja später in der Geschichte ein Gegner des Helden, eben weil sie sich gerade gestritten haben? Immer wieder werden Mentoren zu den Grenzwächtern die im 5. Schritt die Grenze zur besonderen Welt des Abenteuers bewachen. Hier sind sie zwar gerne Mentoren des Helden, solange der noch nicht in wirkliche Abenteuer hinein läuft. Sobald es dann aber darum geht ihn – am besten möglichst gut vorbereitet – alleine in die Welt hinaus ziehen zu lassen, kommt vielleicht ein über-starker Beschützer-Instinkt hervor. Ähnlich wie Helikopter-Eltern, die ihr eigenes Kind nicht in die Welt hinaus ziehen lassen können.

Vielleicht ist der Mentor auch einfach traurig darüber nicht mehr selbst der Held der Geschichte zu sein. Jeder Mentor war vorher Held, aber wer sagt, dass er das anderen antun/ermöglichen möchte? Wir wissen es nicht. Das bleibt dir als Autor überlassen, wie auch immer du deine Geschichte letztendlich aufbaust.

Mentor-getriebene Geschichten

Das ist ein ziemlich seltener Spezialfall, der doch ab und zu mal auftaucht. Eine Person, die nicht der Held ist (ganz viel dazulernen + bereit für Opfer), begleitet diesen die ganze Geschichte über und ist praktisch dafür verantwortlich welche Richtung sie nimmt. Vielleicht geht es ja um das Training eines Kindes zum Karate-Meister, vielleicht braucht der Mentor nur jemanden, der all die Sachen macht, die er sich ausgedacht hat. Wer weiß?

Jedenfalls ist das eine Möglichkeit von der du wissen solltest. Hierbei ist das Treffen mit dem Mentor keine einzelne Szene am Ende des ersten Aktes, sondern vielmehr über die ganze Geschichte ausgedehnt. Der Mentor ist ständig anwesend um Hilfestellung zu leisten und lenkt dabei die Geschichte in die für ihn am besten erscheinende Richtung. Das ist eindeutig schwerer glaubhaft als echtes Abenteuer zu verkaufen, aber durchaus eine Option. Willst du das mal versuchen?

deine Mentoren

Und wie immer lässt sich die Hero’s Journey auch auf dein Leben übertragen.

Wer sind Mentoren in deinem Leben? Jeder hat Mentoren, du musst sie nur als solche erkennen. Nutzt du diese Quellen der Weisheit? Fragst du sie um Rat vor deinen Abenteuern? In welcher Art und Weise haben sie dir schon mal geholfen? Wer von ihnen ist ein echter Mentor und bei wem musst du eher aufpassen?

All das sind relevante Fragen, die du dir selbst einmal stellen solltest. Denn wenn du deine Mentoren als genau das erkennst, stellen sie eine wunderbares Upgrade für dein Leben dar, das du dir nicht entgehen lassen solltest.

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