Durch das Lesen eines phänomenalen Buchs zur Kunst der Konversation sind mir einige Fehler bewusst geworden, die wir alle in unterschiedlichem Ausmaß in unseren Unterhaltungen begehen. Sie sind sehr häufig, jeder hat sie sicherlich schon mal gemacht, manche von uns sind möglicherweise sogar schwere Wiederholungstäter. Es gibt nur leider ein Problem: Man ist sich normalerweise nicht dessen bewusst, dass die eigenen Kommunikationsfähigkeiten noch verbesserungswürdig sind und diese Probleme fliegen völlig unter dem Radar hindurch. Statt sich an die eigene Nase zu fassen, kann man dann gar nicht anders, als sich über andere Leute aufzuregen. Eben genau die, die einfach nie zuhören, einen völlig missverstehen.
Und wie immer bei solchen Fehlern kann es wunderbar helfen, wenn man einfach nur von ihrer Existenz weiß. Wenn du nicht glaubst, dass du sie auch machst, frage einfach ein paar Bekannte nach einer ehrlichen Antwort auf die Frage nach der Häufigkeit. Womöglich wirst du durch die Antwort erstaunt. Die Makel anderer zu finden ist nun mal deutlich leichter, als gleichzeitig sich selbst von außen zu beobachten und wie ein normaler Mensch zu funktionieren. (2 Sachen gleichzeitig, obwohl wir doch gar nicht Multitasken können…)
Jedenfalls lassen sich deutliche Verbesserungen in deinen Unterhaltungen erzielen, sobald du diese Makel behebst. Am besten du informierst dich erst mal, wovon ich überhaupt rede und erlangst dadurch die Fähigkeit sie auch in deinen eigenen Unterhaltungen zu bemerken. Dadurch kannst du sie dann völlig eigenständig ausmerzen und die Verbesserungen am eigenen Leib erfahren, die ich hier ankündige. Du bist sogar dazu verpflichtet diesen Schritt zu gehen. Wer glaubt schließlich jemandem, der irgendwas im Internet schreibt. Du musst es selbst noch mal validieren. Und selbst wenn du mir einfach so glaubst (sehr nett von dir), wärst du doch danach moralisch dazu verpflichtet, diese Fehler, von denen du jetzt weißt, zu beheben.
Ich könnte also durchaus davon ausgehen, dass alle, die diesen Artikel lesen, auch daraufhin diese Verbesserungen am eigenen Leib erfahren, ob zur Validierung oder weil sie mir geglaubt haben, spielt da keine Rolle. Viel schwerwiegender ist dagegen die Tatsache, dass normale Leute einfach viel zu faul sind. Sie geben sich damit zufrieden es gelesen zu haben und schrecken nicht mal alarmiert auf, wenn sie am nächsten Tag bereits alles wieder vergessen haben. Aber genug zu dieser Tangente. Kommen wir lieber zum eigentlichen Thema des Artikels: häufige Fehler in Konversationen, die jeder vermeiden sollte und auch vermeiden kann, sobald er sie kennt.
häufige Fehler
Ich möchte auf folgende 3 Aspekte eingehen, wobei sich nur der erste im heutigen Artikel findet. Die anderen beiden werden morgen und übermorgen behandelt.
- Wiederholungen
- Tangenten
- Vergleich mit der eigenen Erfahrung
Wiederholungen
Was hier passiert ist ganz einfach. Aus einem der folgenden Gründe oder ganz aus Versehen wiederholt der Sprecher mehrfach die selbe Aussage/Information und in jedem Fall gibt es unerwünschte Nebenwirkungen.
Entweder er möchte sichergehen, dass alle Zuhörer die wichtigen Informationen auf jeden Fall mitnehmen und wiederholt sie deshalb mehrmals. Wir kennen das ja von uns selbst, dass mehrfache Wiederholung zu besserem Erinnern führt. Aber das lässt sich nicht übertragen. Es ist die mehrfache eigene Wiederholung, die zu besserem Erinnern führt, nicht die durch einen anderen. Sobald du etwas also mehrfach sagst, wirst du selbst dich viel besser daran erinnern können. Für alle anderen tritt aber ein anderer Effekt in Kraft: Vielleicht schon bei der zweiten, aber spätestens bei der dritten Wiederholung verliert man ihre Aufmerksamkeit. „Das kenn ich schon.“ signalisiert ihr Gehirn und schon sind sie bei anderen Gedanken und verpassen die nächsten 2 Sätze auch gleich. Außerdem können sie sich ja darauf verlassen, dass du es noch ein paar mal sagst: sie müssen es sich gar nicht beim ersten Mal merken.
Oder es tritt ein anderer Fall auf, der noch unnötiger scheint, sobald man ihn als das bezeichnet was er ist: Der Sprecher wiederholt die eigenen Aussagen, um sich der Struktur dessen klar zu machen, was er sagen möchte. Er war nicht ausreichend vorbereitet und alle Zuhörer müssen jetzt darunter leiden. Auch das hat den Effekt, dass alle abschalten, sobald sie es zum zweiten oder dritten mal hören. Eindeutig nicht erstrebenswert.
Es kann sogar passieren, dass man Sachen mehrfach wiederholt, weil eine neue Person der Unterhaltung beitritt oder man sich stark über etwas ärgert. Besonders im letzten Fall kann es den weiteren Nebeneffekt geben, dass die „verantwortliche“ Person sich zu Unrecht auf den Kieker genommen fühlt, weil sie so oft vor anderen zur Schau gestellt wird. Das passiert sogar, wenn der Sprecher überhaupt keine Schuld zuweist, oder sie sogar aktiv ablehnt. Sehr unpraktisch, oder? Es bleibt dir nur das konsequente Vermeiden jeglicher Wiederholungen übrig.
der erlaubte Rahmen
Stell dir mal vor, wenn du jegliche Wiederholungen aus deinem Leben verbannst. Du müsstest ständig neue Geschichten generieren, die du Leuten erzählen kannst. Gleichzeitig bekommst du aber auch den Ruf, jedes mal etwas neues zu erzählen, wenn du den Mund aufmachst.
Du müsstest mit voller Aufmerksamkeit den Tag zu bestreiten, um ganz sicherzustellen, dass du tatsächlich alles nur einmal (zu jeder Person, die es wissen muss) sagst. Gleichzeit würdest du dadurch allerdings auch einen Phänomenalen Einblick in die ganzen Sachen bekommen, die du normalerweise den ganzen Tag über sagst. Ich muss allerdings zugeben, dass das durchaus ein bisschen übertrieben wäre. So vollständig kann man Wiederholungen gar nicht vermeiden und manchmal sind sie ja schon hilfreich. Aber einfach nur auf der Hut sein, sich möglichst wenig zu wiederholen, kann auf jeden Fall helfen.
Jedenfalls gibt es einen gewissen erlaubten Rahmen, in dem Wiederholung dann doch erlaubt ist. Schauen wir am besten nochmal auf das Meeting, in dem jeder bei der dritten Wiederholung abgeschaltet hat, als der Sprecher versucht hat sich selbst die Struktur dessen klar zu machen, was er sagen wollte. Kommt der Sprecher stattdessen vorbereitet, kann das ganze so ablaufen: Zu beginn wird einmal die Agenda angekündigt, die Tagesordnungspunkte, auf die sich alle einstellen sollen. Danach werden sie genauer erläutert und besprochen und nur in der Überleitung zum nächsten Punkt der nächste Punkt erneut angekündigt. Und schließlich ganz zum Schluss, in einer kurzen Zusammenfassung aller Punkte darf die Sache ein drittes Mal auftauchen. Mehr braucht man auch gar nicht. Jetzt sind alle informiert und können wieder ihrer eigenen Wege gehen.
Warst du währenddessen auch kurz und prägnant? Auch das ist sehr wichtig, wie dann der Artikel von morgen zeigen wird. Vergleich mit der eigenen Erfahrung, zum Beispiel um dem anderen zu zeigen, dass er verstanden wird, ist dann übermorgen dran. Du wirst überrascht sein, wie schädlich das sein kann.