„Homo Deus: A Brief History of Tomorrow“ von Yuval Noah Harari, der Nachfolgeband von „Sapiens: A Brief History of Humankind“ nimmt und mit auf eine noch viel faszinierende Reise. Wie kein anderer schafft Harari es die Vergangenheit in einem neuen Licht zu zeigen unsere Sicht auf die Gegenwart aufzuklären und zu ändern. Und basierend auf den bisherigen Geschehnissen lässt sich viel über die Zukunft voraussagen. Nicht unbedingt die tatsächlichen Ereignisse und ihren exakten Ablauf, aber sehr wohl die großen Umschwünge, die auf uns zukommen werden. Sie stehen direkt hinter dem Horizont und nur die wenigsten halten nach ihnen Ausschau und sind entsprechend vorbereitet.
Aber gleichzeitig muss man sich auch keine Sorgen machen, falls man eine der Vorhersagen nicht mag. Das ist doch das Paradox des Wissens. Sobald du von der Möglichkeit weißt, dass etwas passieren wird, verändert das dein Verhalten. Du kannst aktiv einer solchen Zukunft entgegenwirken. Jetzt da wir sie kennen, wird sie womöglich nie eintreten. Und genau deswegen muss man sich auch so dringend Gedanken machen. Nur wenn du die wahrscheinlichen Möglichkeiten kennst, kannst du selbst aktiv mitgestalten, sobald es darum geht unsere Zukunft Realität werden zu lassen. Und auch wenn du noch unentschlossen bist, gibt es doch einen Schritt, den du auf jeden Fall gehen kannst, um besser vorbereitet zu sein: Lies dieses Buch. Es wird deinen Horizont unglaublich erweitern und die Welt in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen.
Homo Deus
Das Buch beginnt mit einer einfachen Feststellung und zeigt dann in drei Teilen auf, wie wir bis dorthin gekommen sind, was es für die Gegenwart bedeutet und welche Konsequenzen das in der Zukunft nach sich ziehen wird. Die Feststellung ist simpel:
Aktuell arbeitet die Menschheit an ein paar wenigen großen Projekten: die Auslöschung von Krieg, Hunger und Krankheiten. Alles sieht danach aus, als ob diese Ziele tatsächlich erreicht werden könnten. Und was dann? Mit was beschäftigen wir uns dann? Die Antwort liegt in der am weitesten verbreiteten Ideologie unserer Zeit: liberaler Humanismus. Die Freiheit des Menschen steht im Mittelpunkt.
Und nachdem wir alle Krankheiten beseitigt haben, warum nicht noch den letzten Schritt gehen und die letzte aller Krankheiten, den Tod überwinden?
Oder nicht nur ewiges Leben, sondern auch ewiges Glück für uns schaffen. Das ist schon seit langem eines der großen Ziele menschlicher Bemühungen und dank neuster Erkenntnisse wie unser Gehirn funktioniert rückt es immer näher. Jeder kann schon heute die verschiedensten Drogen nehmen um die ersten Versuche der Menschheit, diesen Schritt zu gehen, auszuprobieren.
Und dann nennt Harari in dieser Einleitung noch ein drittes Ziel, ein Ziel, das die anderen beiden umfasst, da notwendige Schritte dorthin darstellen: Homo Sapiens zu Göttern machen. Sozusagen Homo Deus. Und auch das ist inzwischen nicht mehr völlig undenkbar. Wer weiß, was die Zukunft bringen wird?
Gleichzeitig wird der Weg dorthin aber vermutlich auch das Ende von Humanismus darstellen. Es schaufelt sich sein eigenes Grab, danach wird etwas neues kommen. Was genau kann man natürlich nicht sagen. Aber wenn wir nicht aufpassen, wird es womöglich eine von mehreren nicht gerade rosigen Alternativen.
Homo Sapiens erobert die Welt
Das ist Teil eins. Wie kommen wir dazu überhaupt Humanismus, die aktuelle Triebfeder jeglichen Fortschritts in Richtung Zukunft zu vertreten? Ganz einfach. Hast du schon mal vom Anthropozän gehört? Wenn nicht ist es Zeit, dass du dich über die Gründe hinter diesem Vorschlag für diese Benennung des aktuellen geologischen Zeitalters informierst. Wer die neuste Geschichte betrachtet, kann schnell auf den Gedanken kommen, dass wir Menschen etwas besonderes haben. Was ist dieser besondere Funke, den wir alleine zu haben scheinen? Ein freier Wille? Eine Menschliche Essenz?
(Dieser Teil des Buches stellt also eine gewisse Zusammenfassung und Neudarstellung von Sapiens dar.)
Homo Sapiens gibt der Welt Bedeutung
Das das meiste, was wir für unumstößliche Realität halten, nichts als Geschichten sind, an die wir alle glauben und die deshalb einen gewissen Zustand zwischen subjektiven und objektiven Dingen einnehmen, wird sehr schnell ohne Zweifel geklärt. Das zu verstehen ist eine der größten Augenöffnungen, die man sich überhaupt vorstellen kann. Allein hierfür lohnt es sich schon dieses Buch zu lesen.
Und es geht noch weiter. Jahrtausende lang erfanden wir Geschichten, in denen die Bedeutung unserer Existenz von außen vorgegeben war. Irgendein Gott hat uns erschaffen. Wir sind Teil des kosmischen Plans. Aber dann kam eine Änderung, die innerhalb kürzester Zeit die gesamte Welt verändert hat. Gott ist jetzt tot. Nicht an ihn zu glauben hat keinerlei Konsequenzen. Wir haben die Fesseln äußerer Bedeutungskonstrukte abgeschüttelt und dafür die Macht der Wissenschaft erhalten. Anstatt die von außen vorgegebenen Antworten als ewig wahr anzunehmen streben wir jetzt selbst nach Wissen.
Im Gegenzug fehlt uns jetzt natürlich genau diese Bedeutung. Bedeutung spielt eine zentrale Rolle in jedem menschlichen Leben. Ohne dass unser Leben eine Bedeutung hat, fühlen wir uns verloren. Vorerst erschaffen wir uns unsere Bedeutung selbst und Humanismus erobert die Welt. Nachdem die beiden anderen Optionen: evolutionärer Humanismus (Nazis!) und sozialistischer Humanismus (kurz Sozialismus) gescheitert sind, bleibt nur noch eine Ideologie übrig: liberaler Humanismus. Die Freiheit des Menschen steht über allem. Das Individuum gibt dem Universum Bedeutung. Aber das ist eine Zeitbombe.
Homo Sapiens verliert die Kontrolle
Heutzutage deutet alles darauf hin, dass die zwei grundlegenden Fakten auf denen Humanismus aufbaut (jede Religion beruht auf Hypothesen die als Fakten dargestellt werden) nicht der Realität standhalten können. Weder haben wir freien Willen, noch sind wir wahrhaft Individuen. Es gibt keinen unteilbaren Kern in jedem Menschen. Wir sind einfach nur eine große Ansammlung von Zellen. Gelenkt von den selben physikalischen Gesetzen, die auch alles andere steuern.
Was werden wir tun, sobald sie diese Erkenntnisse in unser tagtäglichen Welt festsetzen, besonders jetzt, da (künstliche) Intelligenz schon lange nicht mehr an Bewusstsein gekoppelt ist? Schon bald wir es Algorithmen geben, die dich besser verstehen als du selbst. Es gibt nur wenige Szenarien, wie das gut ausgehen kann. Im besten Fall ist es das Ende der Bedeutsamkeit unserer Spezies, wir müssen etwas anderes finden, womöglich die Erforschung der einen Sache, von der wir noch keine wirkliche Spur in dieser Welt gefunden habe: unser Bewusstsein. Ist es tatsächlich nur ein Nebeneffekt der Prozesse in unserem Gehirn? Wie viel mehr ist möglich als das, was wir aktuell empfinden können? Oder aber die Menschheit wird völlig ersetzt. Der oberste Wert, die Freiheit des Menschen, weicht der Freiheit der Information. Wir werden verdrängt, wie all die Spezies, die wir verdrängt haben.
Was könnte das viel besser erklären, als ich in 1000 Wörtern? Ein Buch mit 400 Seiten! Lies es und sei vorbereitet für diese Zukunft. Lenke sie in eine Richtung die dir gefällt. Das kann durchaus etwas anderes sein als alles bisher beschriebene. Durch die Kenntnis dieser Möglichkeiten eröffnen sich neue, vorher nicht dagewesene.