Multitasking kennt jeder. Viele rühmen sich sogar damit, dass sie es besonders gut können. In unserer heutigen Zeit ist es in weiten Kreisen eindeutig eine positive Eigenschaft, in der nur besonders Schlaue besonders gut sind. Der Rest ist dagegen weiße genug, um eine fundamentale Wahrheit zu erkennen: Sobald man sich auf 2 Sachen gleichzeitig konzentriert, sinkt die jeweilige Qualität der Arbeit rapide ab. Je mehr Dinge um deine Aufmerksamkeit ringen, desto kritischer wird das ganze.
Vielleicht sind von Multitasking überzeugte Personen einfach zu verblendet, um es zu bemerken, aber der Effekt ist wirklich sehr deutlich erkennbar: Man braucht nur 2 Aufgaben heranziehen und sie einmal „gleichzeitig“ erledigen und ein anderes mal nacheinander, um das zu beweisen. Es gibt nur sehr wenige, spezielle Kombinationen von Aufgaben, die sich tatsächlich gleichzeitig besser erledigen lassen. Normalerweise wird man bei der zweiten Variante sowohl insgesamt weniger Zeit brauchen, als auch bessere Arbeit verrichten.
Die Ursache wird klar, wenn man sich an die ursprüngliche Bedeutung von Multitasking zurück-erinnert. Dabei war das Wort damals noch nicht mal für Menschen gedacht. Vielmehr war die Technik gemeint, mit der einzelne Computerchips durch superschnelles hin- und her-wechseln zwischen verschiedenen Aufgaben den Eindruck erwecken können mehrere Programme gleichzeitig auszuführen. Hier ist Multitasking etwas gutes, da man eine Stärke der Computer ausnutzt, die eben ziemlich schnell rechnen können.
Aber sobald der Begriff auf Menschen übertragen wurde, hat man komischerweise diese Grundlage vergessen: Es war nie echtes Multitasking im Sinne von mehrere Dinge gleichzeitig, sondern immer nur ein schnelles Wechseln zwischen verschiedenen Aufgaben, sodass man denkt, sie würden gleichzeitig verrichtet werden. Und hierbei ist der Mensch einfach nicht gut.
Das Problem mit Multitasking
Sobald ein Mensch von einer Aufgabe zu einer anderen wechselt, läuft intern ein Prozess ab, dessen wir uns gar nicht bewusst sind. Genauer gesagt werden sozusagen die Arbeitsanweisungen für die nächste Aufgabe geladen, all die Informationen, die das Gehirn abgespeichert hat, wie sie zu bewältigen ist. Alles, was man bewusst merkt, ist, dass man die Aufgabe tatsächlich lösen kann. Die kleine Verzögerung bevor man tatsächlich produktiv los-arbeiten kann, wird von unserem Bewusstsein einfach ausgeblendet. Und normalerweise stellt dieser Prozess ja auch kein Problem da. Vielmehr ist es sehr sinnvoll nur die aktuell benötigten Arbeitsanweisungen überhaupt „geladen“ zu haben – dein Gehirn wird nicht unnötig überladen. Aber sobald man sich an Multitasking versucht, wechselt man plötzlich andauernd zwischen zwei verschiedenen Aktivitäten hin- und her. Und das Gehirn lädt die Anweisungen nach jedem Wechsel neu. Es entsteht eine Menge Zeitverlust.
Und die Wechselkosten werden dabei immer höher, je stärker man sich vorher konzentriert hat, wobei wir auch schon bei einem anderen Problem wären: Direkt nach dem Wechsel ist man noch nicht komplett auf die neue Aufgabe konzentriert – und dann wechselt man schon wieder zurück. Man hat nie die Chance so tief einzutauchen, wie qualitative Arbeit es eigentlich erfordert. Und das ist ein weiterer Nachteil.
Der Hintergrund
Zum einen liegt das daran, dass unser Fokus biologisch gesehen singulär ist. Es ist uns unmöglich, auf zwei Sachen gleichzeitig zu fokussieren, deshalb wird ja auch das Wort Fokus verwendet. Es muss also „gewechselt“ werden. Außerdem verbraucht jede Aktivität eine gewisse mentale Bandbreite, oft wäre hier sowieso nicht genug Platz für zwei verschiedene Dinge gleichzeitig.
Wer schon mal einen Spaziergang gemacht hat, kennt sicherlich diesen Effekt: Während man über etwas schwieriges nachdenkt, bleibt man stehen. Die Konzentration (Bandbreite) reicht nicht aus, um gleichzeitig auch noch die Laufrichtung festzulegen. Und das, obwohl Laufen so stark automatisiert ist. Denn automatisierte Aktivitäten wie Atmen, Laufen, und so weiter stellen eine Ausnahme dar. Sie brauchen praktisch keine Bandbreite und meistens auch keinen Fokus.
Die Ausnahmen
Zum einen haben wir da eben genau diese automatisierten Handlungen: Atmen kann jeder gleichzeitig zu etwas anderem machen – solange er die Standardvariante wählt und sich nicht aktiv auf eine bestimmte Atemweise konzentriert. Laufen kann jeder während er seine Gedanken wandern lässt. Fahrradfahren genauso. Die meisten können sogar Denken(Formulieren) und Reden gleichzeitig.
All diese Handlungen haben eins gemeinsam: Sie sind automatisiert und benötigen nicht deine Aufmerksamkeit. Und da du dich nicht auf sie konzentrieren musst, damit sie erledigt werden, kannst du dich einfach auf etwas anderes konzentrieren – während sie erledigt werden. Sie verbrauchen sozusagen nur sehr wenig Bandbreite und verlangen auch nicht nach deinem Fokus, wodurch genug für die meisten anderen Aktivitäten übrig bleibt. Ist dann allerdings eine Aktivität angesagt, die besonders viel Bandbreite benötigt, werden sie durchaus auch mal unterbrochen. (Man denke an das Stehenbleiben-Beispiel.)
Zum anderen kann man diese Limitierung auch dadurch umgehen, dass man zwei Aktivitäten in seinem Kopf zu einer kombiniert. Sobald sie logisch miteinander verknüpft sind, der Kopf sozusagen weiß, dass sie zusammengehören, kann er lernen die Anweisungen für beide Teilaktivitäten gleichzeitig zu laden, wodurch die Wechselkosten wegfallen. Anstatt mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, kümmert man sich jetzt nur noch um eine Sache: eine Aufgabe, die durch die Kombination der ursprünglichen Aufgaben entstanden ist. Das ist nicht immer möglich und auch wünschenswert. Auf der einen Seite kannst du hierdurch eindeutig Zeit sparen und die verschiedenen Arbeitsschritte noch besser verstehen. Auf der anderen Seite funktioniert es eben auch nur bei Aufgaben, die tatsächlich kombiniert werden können. Alle anderen brauchen einen anderen Ansatz:
besser als Multitasking
Multitasking sollte man also so weit wie möglich vermeiden. Was macht man stattdessen? Man arbeitet mit vollkommenem Fokus in einer möglichst sinnvollen Reihenfolge.
Vollkommener Fokus bedeutet, dass man sich komplett in die eine Aufgabe vertieft und alles andere ausblendet. Das ermöglicht Flow und gesteigerte Qualität bei höherer Geschwindigkeit. Tiefe Arbeit ist erwiesenermaßen die beste Variante zu arbeiten und gleichzeitig sogar eine ziemlich seltene Fähigkeit. Kannst du mit absoluter Konzentration arbeiten?
Die richtige Reihenfolge bezieht sich auf eine sehr hilfreiche Tatsache: Die meisten Aktivitäten, die man sich im Laufe eines Tages vornimmt, sind miteinander verknüpft; sie beeinflussen sich gegenseitig. Wenn du eine vollendest, werden andere vielleicht einfacher. Wählst du die falsche Reihenfolge machst du dir womöglich unnötige Arbeit. Der Gedanke ist also klar: Man sollte zuerst die eine Sache erledigen, die alle anderen einfacher oder sogar unnötig macht. Sie hat die größte Wirkung und sollte daher grundsätzlich bevorzugt werden. Dieser Ansatz ist auch als 1 Thing bekannt und sehr mächtig.
Aber wie wirst du entscheiden? Bist du immer noch ein Fan davon alles zu durchmischen und scheinbar mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen? Oder wählst du lieber die viel bessere Alternative, die ich eben erklärt habe? Es liegt bei dir. Womöglich musst du immerhin schlechte Gewohnheiten durchbrechen.