Unser Verhalten ist Kontext-sensitiv

Was meine ich damit? Dass wir uns je nach Kontext anders verhalten. Und das ist ja auch etwas gutes. Aber oft kann man nicht so ganz die Ausmaße dieses Effektes nachvollziehen, denn alles zählt zu unserer Umgebung, dem Kontext. Es ist also relevant, wo du dich aufhältst, welche Erwartungen an dich gestellt werden, was die anderen machen, mit wem du dort bist, mit was du all diese Dinge assoziierst. Eventuell würde ich sogar deine Gefühle zur Umgebung dazurechnen, die im folgenden den Kontext ausmacht. Denn wie gesagt, das alles ist wichtig und die Auswirkungen sind sehr viel größer, als man sich das für gewöhnlich vorstellt. Der Name für dieses Phänomen? Wie es schon der Titel gesagt hat, unser Verhalten ist Kontext-sensitiv.

Kontext-sensitiv: jedes Detail zählt

Manche mehr, andere weniger, aber sobald du sie bemerkst, fließen sie in deinem Entscheidungen mit ein, welches Verhalten jetzt angemessen ist. Und an soetwas hält man sich normalerweise. Besonders da man sich dieser Regeln und Deckel dann gar nicht bewusst ist. Man nimmt einfach eine bestimmte Rolle ein, die man sich eventuell noch nicht mal aktiv ausgesucht hat. Die meisten Menschen treiben ja wie gesagt durchs leben, völlig ahnungslos wie ihre Umgebung sie lenkt und bestimmt.

Denk doch nur mal an bestimmte Situationen oder Orte, die du immer wieder erlebst, aber mit verschiedenen Personen. Sobald du dafür sensibilisiert bist, wirst du sofort bemerken, wie sich dein Verhalten je nach Begleitung geradezu drastisch verändert. In Gegenwart dieser Personen hast du einfach eine ganz bestimmte Rolle, die sich irgendwann so entwickelt hat und seitdem geblieben ist. Wenn du sie kennst, kannst du sie bestimmt auch verändern. Ich persönlich habe das letztens erst wieder an meinem eigenen Leib erlebt, als ich innerhalb kurzer Zeit mit 3 verschiedenen Personen die Landesgartenschau besichtigt habe, die gerade in Würzburg läuft. Jedes Mal verhält man sich ein wenig anders.

Umwelteinflüsse bemerken

Ich möchte, dass du diese Einflüsse aus deiner Umwelt auch bemerken kannst. Alles, was dafür nötig ist, ist ein kleiner Einblick in den Umfang, was alles einen Einfluss auf dein Leben nehmen kann und wie diese Einblicke aussehen, und die Fähigkeit sein eigenes Verhalten zu beobachten. Und der zweite Punkt ist gar nicht so trivial. Man muss erst mal schaffen sich aus dem Augenblick zu lösen, indem der Kopf von all den aktuellen Problemen, Sorgen und Überlegungen überfüllt ist, und zumindest mit einem Teil der eigenen Aufmerksamkeit einen Schritt zurück machen. Man tritt hinter sich bzw. nach oben und beobachtet das eigene Verhalten. Da musst du auch gar nichts bewerten, wichtig ist, dass du das oft genug machst, um die Unterschiede zu anderen Situationen zu bemerken.

Hier traue ich mich X. Dort entscheide ich mich gegen X. Hier bin ich gut gelaunt, komme aus mir heraus, gehe auf die anderen ein. Dort bleibe ich eher anonym, zeige so wenig wie möglich – und das mit Leuten, die ich fast genauso lange kenne. Hier sehe ich unendliche Möglichkeiten, bin von einem Drang zum Ausprobieren, Lernen angetrieben. Dort konsumiere ich passiv die auf mich einströmenden Informationen, ergreife aber keine Eigeninitiative.

Das waren jetzt nur 3 Beispiele und doch hast du sicherlich etwas davon wiedererkennen können. Und der wichtigste Aspekt: Du selbst änderst dich tief in dir drin ja nicht von einer Situation zur nächsten. Die Umwelt in der du dich befindest, hat diesen Aspekt. Sie verstärkt bestimmte (schon vorher vorhandene) Verhaltensweisen und schwächt andere ab. Und in der nächsten Umgebung ist es anders. Dort hast du wieder eine andere Rolle, in der du dich aufhältst, andere Regeln, an die du dich hältst. Beobachte dich selbst und lerne diese Unterschiede kennen, dann kannst du noch einen Schritt weitergehen.

Verstehen

So du glaubst mir jetzt, dass du dich in jeder Situation ein bisschen anders verhältst bzw. dein Verhalten sich innerhalb von einem anderen Rahmen aufhält. Aber wieso ist das so? Welche Aspekte der Situation schränken dich so ein oder geben dir viel mehr Freiraum als anderswo? Welche Erfahrungen in der Vergangenheit könnten dafür gesorgt haben, dass jetzt bestimmte Regeln existieren? Haben sich die Konventionen in einer bestimmten Beziehungen einfach aus Zufall ergeben, weil es eben einmal so gemacht wurde und danach möglich war und wiederholt wurde.

Und wenn du die Regeln verstehst, kannst du sie brechen. Du weist genau wo sie herkommen und ob sie wirklich wichtig sind. Du kannst die respektieren, die du für richtig hältst und den Rest einfach ignorieren. Und dadurch werden die Regeln umgeschrieben. Wenn du bestimmte Regeln aufhebst, können dir andere folgen, selbst wenn sie sich nicht dessen bewusst waren/sind, welche Regeln überhaupt existieren.
Und das ist doch auch ein cooles Gefühl oder? Anderen neue Wege eröffnen, einfach nur indem du sie zuerst gehst?

Umgebungen gezielt aussuchen

Schon bald wirst du dann in jeder neuen Umgebung, die du betrittst ziemlich schnell die Regeln bemerken, die in ihr gelten. Das hast du vorher natürlich auch schon gemacht, in soetwas sind Menschen ziemlich gut. Aber jetzt passiert es sogar bewusst. Du verstehst sogar, wann und wie neue Regeln entstehen, wenn sich eine neue Situation ergeben hat, und kannst also auch aktiv mitwirken. Die Regeln ins Leben rufen, die du für sinnvoll hältst: Man ist ehrlich und offen. Geht respektvoll miteinander um. Ist auf Lernen aus, anstatt auf all die anderen Dinge, nach denen man noch streben könnte, etc. Du hast auf jeden Fall die Macht die Regeln deiner Umgebungen zu formen.

Und selbst wenn das mal nicht möglich ist, kannst du immer noch entscheiden, in welchen Umgebungen du dich letztendlich aufhältst. Bald wirst du schon von weitem sehen können, was die Regeln in einer bestimmten Situation sind und dich dann entscheiden können, ob du sie überhaupt betrittst. Du kannst ganz gezielt die Umgebungen suchen, die das ermöglichen, was du im Leben erreichen willst. Du kannst dein Verhalten, dein Leben designen, indem du deine Umgebungen designst.

Ist das nicht eine frohe Botschaft? Ja, unser Verhalten ist Kontext-sensitiv. Ja, das bedeutet, das unsere Umgebungen unser Verhalten sehr stark bestimmen. Aber das ist auch sehr praktisch. Denn damit wird uns ein sehr mächtiges Werkzeug in die Hand gelegt, wie wir unser eigenes Verhalten anpassen können: Wir verändern unsere Umgebungen. Wir durchbrechen die Regeln und passen sie unseren Vorstellungen an. Wir suchen die Umgebungen, in denen wir uns am liebsten aufhalten wollen. Wir erschaffen gänzlich neue Umgebungen.

Bist du bereit?

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