Was lernst du, wenn der Wecker versagt?

Jeder kennt das, oder? Wenn man verschläft, nicht weil man den Wecker einfach überhört hat oder ihn ausgeschaltet hat ohne aufzustehen, sondern weil nie ein Wecker eingeschaltet war. Man verlässt sich darauf geweckt zu werden ohne die Voraussetzungen zu treffen oder zumindest zu überprüfen. Ehrlich gesagt kann es eigentlich gar nicht funktionieren und das ist uns auch klar. Wir sind einfach zu sehr daran gewöhnt, dass das System funktioniert, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Vielleicht ist das ja der wahre Grund, warum sie sagen: „Never change a running System.“ Wir können uns so schwer an die Veränderungen anpassen.

Nun ja. Mir ist es heute jedenfalls schon zum zweiten Mal passiert, dass ich im Bett liegend auf einen Wecker gewartet habe, der nie geklingelt hat. Ich habe mir eben nur eingebildet, ihn gestern Abend eingeschaltet zu haben. Ich bin mit dem entsprechenden Ziel in mein Zimmer gegangen und habe es auf dem Weg vergessen.

Mein Wecker ist auch echt komisch. Man muss ihn einschalten, damit er beim nächsten Mal, wenn die eingestellte Uhrzeit erreicht wird, klingelt, also weniger als 12h vor seinem Einsatz. Und das wichtigste: Man muss ihn ausschalten, damit er aufhört zu klingeln. Man kann ihn nicht einfach an lassen, weil man ihn jeden Tag zur selben Uhrzeit braucht. Man muss ihn jedes Mal neu einschalten, wenn man möchte, dass er klingelt.

An sich ist das ja kein Problem, aber ich bin eindeutig noch nicht daran gewöhnt. Früher hab ich mich immer von meinem Smartphone wecken lassen. Das war dann sogar auf die Sekunde genau. Darum ging es mir aber nie. Hauptsache ich werde geweckt, das würde ja schon ausreichen. Was wäre denn an Tagen, an denen ich so erschöpft bin, dass ich länger als eine halbe Stunde zu lange im Bett liegen bleibe? Nun ja, daran werde ich jetzt nicht denken.

Wichtig ist, sich zu überlegen, ob das aktuelle System wirklich das richtige ist. Vielleicht sollte ich mir einen Wecker besorgen, der aufhört zu klingeln, ohne dass ich ihn komplett ausschalten muss. Vielleicht sollte ich mein Smartphone wieder über Nacht anlassen. Oder ich schaffe es jetzt endlich jeden Abend verlässlich meinen Wecker einzuschalten.

Sicherlich will ich nicht zu dem Punkt zurückkehren, wo ich gleich morgens mein Handy in die Hand genommen habe, um auf die neusten Nachrichten der Nacht zu reagieren. Dabei startet man den Tag auf dem völlig falschen Fuß. Dieses Phänomen gibt es nämlich wirklich, auch wenn es nur metaphorisch gemeint ist: Wer „mit dem falschen Fuß aufgestanden ist“, hat in den ersten paar Stunden des Tages einfach die falschen Dinge gemacht. Womit man seinen Tag startet, setzt den Ton für alles, was danach kommt. Wer erst mal reagiert, hat viel weniger Antrieb als jemand, der sofort produktiv etwas erschaffen hat, und lässt sich vermutlich einfach treiben. Willst du das sein? Jemand der sich treiben lässt?

Das ist also der Grund, warum ich kein Smartphone als Wecker möchte. Ich traue mir selbst nicht, es nicht einfach in Ruhe zu lassen, nachdem ich auf dem Bildschirm den Wecker ausgeschaltet habe.

Gleichzeitig könnte man sich aber auch fragen, warum es denn so wichtig ist, morgens geweckt zu werden. Ist unser Leben wirklich so stressig und mit Terminen voll-gepackt, dass wir keine Minute zu spät aufstehen dürfen?

Sicherlich ist es für viele Angestellte so, dass sie pünktlich zu Beginn ihrer Arbeitszeit im Büro oder sonstwo sein müssen. Und das Programm, das zwischen Aufstehen und Losfahren erfolgt, wurde vermutlich auch im Laufe der Jahre optimiert. Wenn hier plötzlich eine halbe Stunde fehlt, ist man schon ziemlich in Zeitdruck. Also, wer einen Job hat, ist normalerweise an große Termin-Blöcke gebunden. Um sie einzuhalten, muss er zu einer passenden Uhrzeit geweckt werden.

In den Ferien merkt man dann, wie es eigentlich sein sollte: Man steht auf, wenn man es für richtig erachtet, ohne dafür zwangsweise auf die Uhr zu schauen. Es ist einfach hell genug draußen oder der Körper weiß, dass er jetzt genügend Schlaf abbekommen hat. Ehrlich gesagt tue ich mir selbst auch immer schwer dabei länger als die gewöhnlichen 7.5-8h zu schlafen. Wenn ich doch mal früher als sonst ins Bett gehen, wache ich einfach früher auf und liege dann noch Wach im Bett, bis der Wecker klingelt (oder nicht). Es bringt eigentlich gar nichts früher schlafen zu gehen, außer das ich mich dann nicht noch länger dazu zwingen muss wach zu sein, obwohl ich müde bin.

Also, wie es eigentlich sein sollte: Ins Bett gehen, wenn man müde ist, morgens aufstehen, sobald es sich an der Zeit anfühlt. Dann mit dem restlichen Tag so effektiv wie möglich vorgehen. (Dazu werden auch bald noch ein paar Artikel kommen. Hier war schon mal eine Vorschau.)

Wir brauchen diese Taktung nach Stunden und Minuten gar nicht für die meisten Dinge in unserem Leben. Ihre einzige Daseinsberechtigung ist, weil sie so ein verlässliches Werkzeug ist, um sicherzustellen, dass man gleichzeitig mit anderen Leuten am selben Ort ist. Man kann sich dadurch irgendwo und irgendwann verabreden und es hat eine echte Chance zu klappen. Und das ist ein wirklich hilfreicher und wichtiger Fortschritt.

Im Laufe dieser Entwicklung, haben wir aber eben auch unser restliches Leben an diesem künstlichen Takt aufgehängt. Wir haben doch selbst auch einen internen Takt. Warum ist er nicht mehr gut genug? Ich denke, es war mehr oder weniger Zufall. Es ist einfach praktisch auch eigene Pläne, für die man sich nicht verabreden muss, in feste Zeitrahmen zu quetschen und das dehnt sich dann eben auch bis zur Dauer der Morgenroutine und damit dem Weckzeitpunkt aus.

Ich persönlich verfolge lieber die folgende Strategie: Ich brauche keinen Wecker, weil ich von meinen Aufgaben/Plänen so fasziniert bin, dass ich morgens voller Vorfreude aus dem Bett hüpfe, sobald ich den ersten Lichtstrahl sehe. Abends gehe ich dann nur deswegen bereitwillig ins Bett, weil ich weiß, wie wichtig genügend Schlaf ist. Es ist sozusagen eine Investition in meine zukünftige Leistungsfähigkeit, anstatt noch schnell ein bisschen mehr Aktionen in den Tag zu pressen. Aber das ist doch eh nicht das ziel. Ein effektiver Tag, ist nicht unbedingt bis oben voll-gestopft. Aber das wirst du bald sehen.

Vermutlich werde ich es noch eine Weile weiter mit meinem Wecker versuchen. Gleichzeitig werde ich aber auch aufhören mich darüber zu ärgern, wenn ich ihn vergesse einzuschalten. Vielmehr werde ich lernen, auch dann zu meiner Wunschuhrzeit aufzustehen, wenn mein Wecker nicht klingelt. Die letzten 2 Male war ich ja sowieso wach, als er hätte klingeln sollen, und bin halt noch ein bisschen dösend im Bett herum gelegen. Wie würdest du das handhaben?

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