Jeder geht seinen ganz eigenen Weg durchs Leben. Und das ist eigentlich nie der Weg, den man sich vorher vorgestellt hat. Er ist sicherlich nicht geradlinig, sondern nimmt zahlreiche Wendungen, Abzweigungen und ungewollte Abstecher in die verschiedensten Richtungen. Womöglich kann man gar keinen so großen Einfluss darauf nehmen, wo man letztendlich genau landet, weil so viel durch Zufall und die äußeren Umstände vorgegeben wird. Man hat für Entscheidungen immer nur die Optionen zur Verfügung, die gerade offen sind. Man hat kaum einen Einfluss darauf ob man bestimmte Angebote erhält, man ist durch die Ereignisse einzelner Tage eingeschränkt, was man an diesen Tagen machen kann. Und doch kommt man immer wieder an Wegstellen. Punkte, an denen man plötzlich eine ziemlich große Entscheidung gehen sollen. Dann ist diese Frage plötzlich relevant. Du musst sie für dich selbst beantworten, ansonsten wird sie eben von den äußeren Umständen für dich entschieden. Man kann sie nicht, nicht beantworten: Welchen Weg gehst du durch dein Leben?
dein Weg durchs Leben
Gehst du direkt auf dein Traumleben zu, sodass du es in 3 Jahren erreicht hast, und hast vielleicht sogar schon einen Plan für danach? Oder treibst du eher durch das Leben, nimmst den Pfad der sich „besser anfühlt“, wenn du zu einer Entscheidung gezwungen wirst, und drückst dich ansonsten vor jeglicher Verantwortung gegenüber deinem Lebensweg? Das sind die beiden großen Optionen. Mitwirken oder sich treiben lassen. Und natürlich gibt es auch hier wie immer viele Abstufungen dazwischen. Man kann auch nur ein kleines bisschen Einfluss auf sein Leben nehmen, weil einem das womöglich nur in besonders wachen Momenten gelingt. Aber wenn man das denn macht, reicht das ja vielleicht auch schon. Ein bisschen Richtung geben ist viel besser, als sich irgendwohin verschlagen zu lassen. Du musst ja auch keinen fertigen Plan haben, niemand zwingt dich dazu. Und ein gewisser Sinn für die Richtung deines Lebens ist wahrscheinlich sogar ausreichend. Ausreichend, dass du dort ankommen kannst.
Aber wie trifft man jetzt diese Entscheidungen, an den großen Gabelungen des Lebens? Welchen Job man nimmt, welche Person man heiratet, ob man Kinder bekommt. (Das sind natürlich unverbindliche Beispiele. Du musst selbst merken, wenn du an einer Weggabelung stehst.) Solche Entscheidungen müssen getroffen werden. Sie nicht zu treffen ist nur zu empfehlen, wenn man überhaupt keinerlei Präferenzen für seine Zukunft hat, und selbst dann kann ich dir noch ein Prinzip empfehlen, nach dem du vorgehen solltest. Willst du es kennenlernen?
das Grundprinzip
Also ganz grundlegend, musst du bei solchen Entscheidungen immer neben deiner aktuellen Situation, der Gegenwart, auch die Zukunft beachten. Wo möchtest du in einem Jahr, fünf Jahren sein? Hast du eine genaue Vorstellung von einem großen Ziel in deinem Leben? Welcher dieser Wege führt dich darauf zu? Deine ganz persönliche Vorstellung deiner Zukunft dient als dein Kompass. Sie gibt dir eine Richtung an, der du folgen musst, um dort anzukommen. Jetzt musst du dich nur noch an deiner Richtung orientieren, wenn es zu wichtigen Entscheidungen kommt.
Aber wie kommst du zu einem solchen Zukunftstraum, wenn du ihn aktuell nicht aussprechen kannst? Ich bin mir sicher er ist irgendwo in dir drin, du musst ihn nur finden. Und er wird sich sicherlich auch im Laufe deines Lebens ändern. Spätestens wenn du den einen Traum erreichst, wirst du den nächsten in dir spüren. So funktionieren wir nun mal. Aber diese Situation, in der man dann doch nicht entscheiden kann, tritt erstaunlich oft auf. Sie wird nicht nur dadurch ausgelöst, dass man noch keinen Zukunftstraum hat, keine Richtung, der man folgen könnte. Vielleicht führen ja mehrere Optionen in Richtung deines Traumes. Vielleicht kannst du bei keiner der Optionen eine direkte Verbindung erkennen. Was machst du dann? Dann stehst du wieder am Anfang. Dann brauchst du noch ein weiteres Prinzip, nach dem du eine Entscheidung treffen kannst.
die zweite Wahl
Wenn dein innerer Kompass gerade nutzlos ist, kannst du logischerweise gar nicht auf ihn hören. Dann empfehle ich eine ganz simple Strategie. Man sollte dem Weg folgen, der die meisten neuen Möglichkeiten eröffnet, der einem auch in Zukunft noch viele Wahlmöglichkeiten bietet und wo man auch schon jetzt die verschiedensten Richtungen anschauen kann. Das ist eigentlich ziemlich simpel. Wenn du aktuell noch keinen Zukunftstraum hast, liegt das womöglich daran, dass du wichtige Bestandteile daraus noch gar nicht kennt. Nur die wenigsten können von Dingen träumen, die sie noch nicht kennen. Also lernt man die Welt kennen, informiert sich, was es so alles zur Auswahl gibt, und probiert noch ein bisschen weiter herum.
Eine wichtige Anmerkung am Rande: Es geht nicht darum, möglichst keine aktuell offenen Optionen wieder zu verschließen. Alles ist mit Gelegenheitskosten verbunden. Wer sich nicht gegen Optionen entscheiden kann, wird sich nie entscheiden. Wenn du einen Weg gehst, verfallen alle anderen Optionen, die du in diesem Augenblick hattest. (Vielleicht kann man später nochmal einen ähnlichen Weg gehen wie den, den man heute zur Auswahl hatte, aber nicht genommen hat.) Diese Gelegenheitskosten kannst du nicht vermeiden. Aber dein Traum war ja anscheinend eh nicht dabei. Du hättest ihn sicherlich erkannt. Also sorgst du dafür, mit noch möglichst vielen weiteren Optionen in Berührung zu kommen. Die Welt kennen zu lernen. Dich selbst zu finden.
Welchen Weg gehst du?
Du hast immer die Wahl. Wenn du das nicht glaubst, gehst du noch viel zu blind durchs Leben. Die Frage ist, für was du dich entscheidest. Ich würde jedem jungen Menschen raten, die Welt kennenzulernen, selbst wenn er schon eine ganz klare Vorstellung hat, was er mit seinem Leben erreichen möchte. Das kann man ja verbinden. In die richtige Richtung laufen und dabei trotzdem den Weg der größtmöglichen Zukunftsmöglichkeiten zu gehen. Und das gilt auch nicht nur für junge Leute. Auch alte Menschen können noch neue Aspekte in ihrem Leben finden. Nur weil du bisher einer bestimmten Schiene gefolgt bist, heißt das doch nicht, dass das für immer so bleiben muss. Halte also nach Brücken Ausschau. Wie könnte ich von hier, wo ich gerade bin, dorthin gelangen, wo ich gerne als nächstes sein würde? Das ist die große Kunst im Leben. Im endlosen Ozean der Möglichkeiten einen Weg für sich selbst zu finden, mit dem man zufrieden ist.