Es gibt 2 Arten von Verständnis und die meisten fixieren sich auf die falsche.
Zum einen kann man den Namen einer Sache wissen, zum anderen kann man die Sache selbst verstehen.
Richard Feynman kannte diesen Unterschied.
Deshalb hat er eine extra Technik erfunden um sicher zu stellen, dass er Dinge besser versteht als jeder andere.
Hierbei gibt es 4 einfache Schritte.
– einem kleinen Kind erklären
– Lücken ausbessern
– organisieren und vereinfachen
– weitergeben
einem kleinen Kind erklären
Man muss für diesen Schritt kein tatsächliches Kind finden.
Es reicht wenn man die Sätze aufschreibt, mit denen man das Thema, das man besser verstehen möchte, einem kleinen Kind erklären würde.
Hierbei ist es am besten man stellt sich ein etwa 8-jähriges Kind vor, dessen Vokabular und Aufmerksamkeitsspanne gerade so ausreichen, um einfache Konzepte und Verbindungen zu verstehen.
Das Problem ist nämlich, dass viele sich selbst etwas vormachen, wenn es zu ihrem eigenen Verständnis kommt.
Sie benutzen beim Erklären komplexes Vokabular und Fachjargon, der nur alle verwirrt. Das kommt davon, wenn man Konzepte nicht mit eigenen Worten erklären kann, sondern nur die Erklärungen anderer wiedergibt.
Nebenbei merken dann die Anderen nicht, dass sie es selbst noch nicht verstanden haben.
Man sollte also zum Erklären nur die einfachste Sprache benutzen. Wenn man das schafft, kann man sich seines Verständnisses sicher sein.
Wenn man dann das Thema von Anfang bis Ende aufschreibt, muss man die ganze Konzepte und Verhältnisse vereinfachen.
Allein dadurch erlangt man schon ein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge. Man muss sie schließlich komplett neu durchdenken und von verschiedenen Richtungen beleuchten.
Wenn man hierbei Probleme hat, ist das nicht schlimm. Immerhin weiß man jetzt genau, wo man noch Lücken hat, die man ausbessern muss.
Diese Spannung ist also sehr gut – sie kündigt eine Gelegenheit zum Lernen an.
Und genau das ist der nächste Schritt:
Lücken ausbessern
Im ersten Schritt hat man unweigerlich Lücken gefunden.
Stellen an denen man etwas wichtiges Vergessen hat, oder es nicht erklären kann. Oder man kann die Verbindung von 2 Ideen nicht klar ausdrücken.
Jedenfalls ist da eine Stelle, wo die eigenen Erklärungen nicht klar sind.
Das ist sehr gut. Man hat nämlich eine Grenze des eigenen Wissens gefunden.
Und nur an solchen Grenzen kann man neues Lernen, das man dann auch mit seinem bestehenden Wissen verknüpfen kann.
Man hat schließlich ein genaues Gerüst, in das man das Ganze dann einbetten kann, sobald man es verstanden hat.
Auf diese Weise, wird das neue Wissen sehr effektiv abgespeichert und man kann es direkt verwenden, um das Thema besser zu Erklären.
Jetzt wo man also weiß, wo es noch Probleme gibt, sollte man zur Stoffquelle zurückgehen und solange weiter lernen, bis man es verstanden hat.
Man kann nämlich erst zum nächsten Schritt übergehen, wenn man auch die Lücken erklären kann und diese Erklärung schon zu Papier gebracht hat.
Organisieren und Vereinfachen
Jetzt hat man eine größere Menge geschriebene Erklärungen für ein bestimmtes Thema.
Diese sollte man jetzt durchgehen, um zu überprüfen, dass man nicht aus Versehen Jargon mit hinein gebracht hat.
Ist das der Fall sollte man zurückgehen, und das ganze nochmal vereinfachen.
Jargon ist nämlich ein Anzeichen, dass man die Konzepte nicht gut genug verstanden hat, um sie auch mit einfachen Worten zu erklären.
Als nächstes sollte man diese Erklärungen in eine Geschichte organisieren, die fließt.
Wichtig ist, dass der Erklärfluss Sinn ergibt, und man nicht irgendwo unterwegs zurückgelassen wird. An derartigen Stellen müssen noch besser die Zusammenhänge aufgezeigt werden.
Hierbei hilft es, das ganze Laut vorzulesen.
Wenn gewisse Erklärungen nicht einfach sind oder verwirrend klingen, merkt man das sofort.
Diese müssen dann nochmal überarbeitet werden.
Wenn man eine solche Stelle findet ist das ein gutes Anzeichen, dass hier das eigene Verständnis noch ein bisschen Arbeit benötigt.
Nimm das also zum Anlass und versuch diese Stelle noch besser zu verstehen, und diese Erkenntnisse in deine Erklärung mit einzuarbeiten, in dem du die Erklärungen vereinfachst und in eine bessere Ordnung bringst, die vielleicht mehr Sinn macht.
Weitergeben
Im letzten Schritt kann man dieses Wissen jetzt tatsächlich weitergeben
Wenn man sich nämlich ganz sicher sein will, dass man ein Thema verstanden hat, sollte man versuchen es jemand anderem zu erklären.
Am Besten diesem kleinen Kind von vorhin. Es wird sich sofort gegen unklare Zusammenhänge und Fachwörter, die hier nichts zu suchen haben, wehren.
Man kann das Ganze natürlich auch jemand älterem erklären, aber dort besteht immer die Gefahr, dass sie das Thema schon verstanden haben oder zumindest schon gewisse Vorkenntnisse haben, die sie über unklare Formulierungen hinweg blicken lassen.
Den besten Test, ob man etwas einfach erklären kann, kriegt man nur wenn man es einem kleinen Kind erklärt.
Dieser Test, ob man anderen etwas erklären kann, ist der ultimative Test des Verständnisses.
Nur wenn man Themen durchgehend verstanden hat, hat man die Fähigkeit sie anderen näher zu bringen.
Wer etwas jemand anderem nicht erklären kann, hat es selbst noch nicht verstanden.
Vielleicht, macht es im eigenen Kopf einigermaßen Sinn, aber hier übersieht man leicht Ungereimtheiten, weil man das Wissen nur überfliegt und nicht genau durchdenkt.
Man sollte also immer danach streben, Themen so gut verstanden zu haben, dass man sie anderen erklären kann.
Anwendung
Dieses Prinzip ist nicht nur ein wunderbarer Ansatz zum Lernen neuer Dinge.
Es erlaubt einem auch neue Ideen, die man hört, auseinander zu nehmen und von Grund auf neu zu aufzubauen.
Auf diese Weise erhält man ein viel tieferes Verständnis für die Konzepte und Ideen.
Nebenbei könnte man das Wissen dann auch einfach weitergeben, wenn man denn möchte.
Außerdem kann man, wenn man Probleme so angeht, leicht merken, wenn jemand anderes keine Ahnung hat, von was er gerade redet.
Dann wird er schließlich komplizierte Wörter und Fachjargon benutzen und es nicht einfacher ausdrücken können.
Schließlich möchte ich noch anmerken, dass bei dieser Technik Intelligenz instinktiv als ein Wachstumsprozess verstanden wird.
Das halte ich für eine wunderbare Einstellung, weil es ein sehr gutes Rezept für persönliche Entwicklung ist.
Wer davon überzeugt ist, dass Intelligenz für immer fest ist, wird nicht an Hindernissen wachsen und sich verbessern können, sondern vielmehr diesen ausweichen und stagnieren.
erfolgreiches Verstehen
Julian