Nichts zu verlieren haben – eine Frage der Perspektive

Du hast nichts zu verlieren!

Das klingt ziemlich gut oder? – aber utopisch.

Das ist doch völlig realitätsfremd.

Jeder hat eine Menge Zeug, das er verlieren könnte und dann nicht mehr hat.
Nicht nur materielle Dinge, auch seine Freunde, Familie, Ansehen, Selbstwertgefühl, etc.

Wie kann ich dann behaupten, dass du nichts zu verlieren hast?

Die kurze Antwort: Das ist eine Frage der Perspektive
Die lange Antwort:

Es gibt 2 verschiedene Perspektiven, die eine deutlich unterschiedliche Sicht auf die Dinge fördern.

2 Perspektiven

Was genau sind denn die verschiedenen Perspektiven, die hier einen so großen Unterschied bewirken?

Die normale Perspektive

Das ist die Sichtweise, die ziemlich viele Menschen vertreten.

Alles was du aktuell hast, ist der Grundzustand. All das hast du dir auf irgendeine Art und Weise verdient. Vielleicht durch Abstammung, vielleicht durch harte Arbeit, ist eigentlich irrelevant.
Von hier aus musst du dich jetzt weiter nach oben arbeiten. Mehr Geld verdienen, mehr Freunde haben, mehr Urlaub genießen.

Habsucht und Gier bestimmen deinen Tag. Was ist, wenn jemand anderes dir etwas wegschnappt? Statt zusammen auf ein gutes Leben hinzuarbeiten, konkurrierst du mit allen anderen, um deinen eigenen Gewinn zu maximieren.

Anderen etwas davon abgeben? – eine völlig abwegige Idee, dann hättest du selbst ja weniger.

Aus dieser Perspektive gesehen hast du also einiges zu verlieren.

Zum Glück gibt es eine bessere, gesündere, vielleicht sogar richtige Perspektive:

Die bessere Perspektive

Diese Sichtweise erreichen nur wenige Menschen. Viele nennen sie dann weiße.
Auf jeden Fall hat man dann nichts zu verlieren.

Es funktioniert folgendermaßen:

Anstatt den aktuellen Zustand als Grundzustand anzusehen, von dem aus man dann etwas verlieren kann, wählt man einen anderen Punkt.

Und zwar möglichst weit unten.

Nichts zu haben außer dem eigenen Leben ist der Grundzustand. Alles andere ist ein Bonus, den man dazu bekommen hat.
Als religiöser Mensch kannst du vielleicht sogar so weit gehen zu behaupten, dass sogar dein Leben dir gegeben ist.

Jedenfalls hast du keinen Anspruch auf das alles. Du bist froh es zu haben, aber wenn es wieder weggeht, dann hast du es halt nicht mehr.

Also teilst du auch gerne mit anderen. Du hast so viel, warum solltest du nicht etwas davon abgeben?
Und du hilfst anderen Menschen. Sie hatten vielleicht nicht so viel Glück wie du bisher in der Lotterie des Lebens.

Zusammen arbeitet ihr darauf hin ein besseres Leben für alle zu erschaffen.

Aus dieser Perspektive hat man nichts zu verlieren. Stattdessen hat man alles nur für eine begrenzte Zeit geliehen.

Im Gegenzug hat man jetzt alles zu gewinnen. Stell dir vor, was du alles in deinem Leben erreichen kannst. Gemessen am Grundzustand, nichts zu haben, ist das alles ziemlich erstaunlich.

Diese Perspektive ist also durchaus sehr erstrebenswert. Aber wie kann man sie für sich selbst erreichen?
Es ist schließlich nicht so einfach seine eigene Lebenseinstellung umzuschreiben.

Nichts zu verlieren haben

Diese Perspektive zu erreichen ist ein langer Prozess. Aber solange du dich ständig auf das Ziel zu bewegst und diese Perspektive immer mehr verinnerlichst, kann dir niemand etwas vorwerfen.

Das Ziel

Nichts, was du hast, hast du a priori verdient. Du hast keine intrinsische Berechtigung auf Wohlstand, Freunde, etc.

Deswegen bist du unendlich dankbar für alles, was du als solchen Bonus zu deinem Leben dazu bekommen hast.
Natürlich gibt es heutzutage die Menschenrechte, aber auch für die sollte man dankbar sein.

Wie kommt man zu dieser Einstellung?

Ein Gedankenexperiment

Stell dir vor, was passiert, wenn du alles verlierst. Wirklich alles.
Außer dein Leben.

Wie schlimm ist das? Kannst du es ertragen?

Von hier aus kann es nur aufwärts gehen.

Alles was du vorher hattest, hast du nicht verloren. Du hast es nur vorübergehend ausgeliehen.

Stell dir also vor, dass du alles, was du zur Zeit hast, bekommen hast, nachdem du auf diesem Grundlevel gewesen bist.

Bist du dankbar, dass du die Möglichkeit dazu hattest deine Lebenserfahrungen zu machen?
Auch die negativen Dinge haben dir etwas gebracht. Vielleicht hast du etwas daraus gelernt. Vielleicht hast du etwas noch schlimmeres vermieden.

Dankbarkeit

Sei also Dankbar für alles was du hast.

Danke, dass ich genug Geld habe, um mir etwas zu essen zu besorgen.

Danke, dass ich eine Wohnung habe, in der ich wohnen kann.

Danke, dass es dort warmes Wasser gibt.

Danke, dass ich überhaupt einen Anschluss an fließendes Wasser, Strom und die Abwasserleitungen habe.

Danke, dass noch kein unglaublicher Sturm unser Haus kaputt gemacht hat.

Danke, dass die gasgefüllten Todesmaschinen, die ich manchmal benutze, noch nicht explodiert sind mit mir drin.

Danke, dass niemand, der mir wichtig ist, in der letzten Zeit, einfach Tod umgefallen ist.

Danke, dass mein Körper nicht plötzlich ausgesetzt ist.

Sei dankbar für alles was du hast, auch dein Leben. Das ist eine viel gesündere Perspektive.

Der Weg

Der Weg ist nicht kompliziert.

Vielleicht dauert es länger, vielleicht kürzer. Vielleicht kommst du auch nie beim Ziel an. Aber sogar das sich auf den Weg machen und in Richtung des Ziels laufen, ist schon erstrebenswert und bringt dir viel gutes.

Du kannst also an dir arbeiten, dankbar für alles zu sein, was du hast.

30 Tage Herausforderung

Schaffst du es die nächsten 30 Tage jeden Tag

  • einer anderen Person deine Dankbarkeit auszudrücken?
  • deine Dankbarkeit über eine Sache in deinem Leben aufzuschreiben?
  • etwas zu verschenken ohne eine Gegenleistung zu erwarten? (du hast selbst genug!)

Such dir etwas aus oder denk dir deine eigene 30 Tage Herausforderung aus. Hauptsache du machst etwas, um dir selbst Dankbarkeit beizubringen.

die Perspektive der Dankbarkeit einnehmen

Immer wenn du merkst, dass du in das alte Schema zurück rutscht, in dem du eine Menge für die gefordert hast:
Tritt einen Schritt zurück.
Überlege dir warum du gerade so denkst wie du denkst.
Finde etwas, für das du in der aktuellen Situation dankbar bist.
Drücke deine Dankbarkeit aus. Schreib es auf oder sag es jemandem.

Den eigenen Fortschritt bemerken

Mit der Zeit wird man besser.
Sei dankbar dafür, dass du lernen kannst und es auch tust, um in dieser Hinsicht besser zu werden.
Sei dankbar für deinen Fortschritt.

Der Start

Der erste Schritt ist manchmal das schwierigste. Sobald man einmal angefangen hat, kommt Schwung in die Veränderung.
Es fällt leichter nicht wieder aufzuhören, weiterzumachen als es ganz am Anfang war den ersten Schritt zu machen, zum aller ersten Mal anzufangen.

Trotzdem kann der erste Schritt auch der einfachste sein.

Mach einfach einen Minischritt.

Hauptsache du fängst jetzt damit an.

Sag einfach danke zum ersten Menschen den du siehst.

Sag danke zum Ort an dem du dich befindest.

Danke, dass du bis hier her gelesen hast!

Julian

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