Am Morgen scheinbar unkreativ zu sein ist ganz normal

Vielleicht ist dir das ja auch schon passiert. Mir geht es jedenfalls immer wieder so: am morgen direkt nach dem Aufstehen bin ich scheinbar unkreativ.

Die Kreativität setzt erst an einem bestimmten Punkt ein, bis zu dem man aber erst mal kommen muss. Vorher kann es durchaus passieren, das man ein paar Minuten herumsitzt und nichts macht, weil einem einfach kein Thema für den heutigen Artikel einfällt.

Und dann ärgert man sich möglicherweise, dass man diese doofe Idee hatte das täglich schreiben auszuprobieren. Bei mir ist es zum Glück noch nicht so weit gekommen. Das kann aber auch durchaus damit zusammenhängen, das es die Frage, ob ich das ganze überhaupt mache einfach aus Prinzip nicht gibt. 1000 Wörter schreiben ist Teil meiner Morgenroutine, also mach ich es halt.

Sich darüber ärgern ist keine Option. Stattdessen muss man halt seine Gedanken ein bisschen schweifen lassen, bis man auf ein Thema stößt, über das man dann doch schreiben will. Und wer nicht so viel Zeit verschwenden will, hat es sich halt schon am Vortag herausgesucht.

Denn es gibt ein Problem, das leider immer wieder auftritt:

Kreativität funktioniert nicht, wenn sie muss

Zumindest nicht, wenn man nicht weiß, was Kreativität eigentlich ist.

Die meisten sind einfach völlig unterbewusst kreativ und haben deshalb eine falsche Vorstellung woher die ganzen Ideen kommen, die sie dann in Zeiten der Inspiration umsetzen. Sie denken diese Ideen kommen aus dem nichts, weil bei ihnen der restliche Prozess des Kreativ-Seins nicht bewusst abläuft.

Dann sitzt man nur da und macht nichts, was die Kreativität fördert. Stattdessen denkt man vielleicht sogar Dinge, die den eigenen Kopf völlig blockieren und so erst recht keine Kreativität zulassen. Zum Beispiel Gedanken wie: „Idee komm herbei“ oder „Ich bin so unkreativ, natürlich kann ich überhaupt keine Ideen haben“.

Sobald man die eigenen Gedanken blockiert, indem man immer wieder das gleiche denkt, kann man überhaupt nicht kreativ sein. Selbst wenn man genau damit Kreativität erreichen will.

Aber Kreativität ist nun mal das Bilden von ungewöhnlichen Verknüpfungen und solange du deine Gedanken nicht schweifen lässt denkst du an keine scheinbar unverknüpften Dinge, die du dann kreativ mit einfließen lassen kannst.

Am Morgen bist du also zum einen scheinbar unkreativ, weil du kreativ sein musst. Und das ist immer schlecht, wenn man die Funktionsweise von Kreativität noch nicht wirklich durchdrungen hat.

Es gibt aber auch noch Gründe, die direkt mit der morgendlichen Uhrzeit zu tun haben:

direkt nach dem Aufstehen…

Hört sich an wie genau die Uhrzeit, bei der ich die letzten 85 Artikel geschrieben habe 😛

…ist man noch müde

Geniale Erkenntnis, oder?

Aber das kann bestimmt jeder bestätigen: Solange man noch müde ist, kann man sich nicht wirklich konzentrieren und erst recht keine komplizierten Gedanken haben. Man folgt halt einfach der Routine, die sich im Laufe der Jahre gebildet hat. Oder man folgt der bewusst designten Morgenroutine, in die das kreativ sein mit eingebaut ist.

Dann ist man manchmal aber trotzdem noch etwas zu müde, um mit der gewohnten Geschwindigkeit zu denken. Das resultiert dann in einem Zustand, in dem man scheinbar unkreativ ist.

Kreativität bedeutet nämlich viele Gedanken zu haben und dann die besten weiter zu verwenden. Aber wenn man langsam denkt kann man all diese Gedanken einzeln wahrnehmen und hat das Gefühl nur schlechte Ideen zu haben. Verbunden mit der Überzeugung, dass schlechte Ideen Haben nicht als Kreativität zählt, fühlt man sich dann unkreativ.

Dagegen gibt es eigentlich nur ein Mittel: du musst all deine Ideen akzeptieren. Die guten wie die schlechten. Such doch mal nach dem Kern in dieser schlechten Idee. Vielleicht findest du etwas, was sich dann doch zu verfolgen lohnt. Woher kommt diese Idee? Vielleicht gibt es dort noch mehr davon (möglicherweise sogar bessere :D)?

Und natürlich die Vorschlaghammervariante: Sich selbst künstlich Wacher machen und deshalb mehr Gedanken haben, die man dann für die eigene Kreativität ausnutzen kann.

Variante 1 finde ich aber eindeutig besser. Dabei lernt man gleich etwas über Kreativität dazu, was das zuerst genannte Problem aufhebt: Kreativ sein müssen und nicht wissen, wie es funktioniert.

Kommen wir aber lieber zum eindeutig größten Verdächtigen beim morgendlichen unkreativ sein.

…hatte man noch keinen Input

Besonders, wenn man all seine Träume vergessen hat. (Oder sie als nicht relevant empfindet – kann man sie wirklich nicht als Inspiration nutzen?)

Kreativität beruht nämlich zu einem großen Teil auf Input. Irgendwoher müssen ja die Gedanken kommen, die man dann kreativ auf das vorliegende Problem überträgt. Und da bieten sich unerwartete Beobachtungen (Input) wunderbar als Denkanstoß an.

Du denkst über etwas nach und plötzlich merkst du, dass man das ja wunderbar auf die vorliegende Situation übertragen kann. Wobei die vorliegende Situation natürlich die Sache meint, für die du gerade Ideen sammelst.

Und wenn du einfach so Ideen hast, ist das natürlich auch super. Dann bestärkst du immerhin deine Überzeugung, dass jeder Ideen haben kann.

Kommen wir wieder zum eigentlichen Thema dieses Abschnitts: dem fehlenden Input.

Das hat etwas damit zu tun, das beim Schlafen fast alle Einflüsse des Vortags gelöscht werden. Und eben auch, was man alles genau gedacht hat. Davon kann man sich dann also auch nicht inspirieren lassen.

Du brauchst praktisch genau jetzt einen Denkanstoß, der die Kreativitätsmaschine startet. Danach können auch immer leichter Beobachtungen und Erlebnisse der letzten Tage, Wochen, Monate mit einfließen. Aber man muss erst in den richtigen Modus kommen. Vorher fällt es einem einfach schwer ungewohnte Verknüpfungen zu erstellen.

Und genau dafür ist Input da. Dass man darüber nachdenkt und eine unerwartete Verbindung entdeckt.

Natürlich kann man den Input auch nicht ausschalten. Fast niemand wird es schaffen seinen Tag bis zum Ende zu leben ohne jemals etwas zu sehen, hören oder zu erleben, das er nicht schon hunderte Male gesehen hat. (Hier liegt das Problem, wenn man morgens aufwacht und nur sein altbekanntes Zimmer sieht. Das kurbelt einfach die eigene Kreativität nicht an.)

Und wenn es doch so sein sollte, wird die Person, die auf die Suche nach Ideen geht schnell genau diesen Umstand bemerken und als ungewöhnlich identifizieren. Dann kann man sich Gedanken machen, warum das so ist oder welche Situationen genau man immer wieder und wieder erlebt.

Man kann sich einfach von jedem Detail inspirieren lassen, das nicht dem absolut Erwarteten entspricht. Auch dem Verhalten der anderen Menschen, die man sieht. Oder der Wetterlage. Oder der Tatsache, dass man heute gefühlt gleich schnell gelaufen ist, aber trotzdem länger bis zur Arbeit gebraucht hat.

Man kann überall interessante Punkte finden, sobald man sich aus der komplett bekannten Umgebung herausbewegt.

Hieraus entspringt auch mein Tipp, um die morgendliche Kreativitätsblockade zu umgehen:

Doch nur scheinbar unkreativ

Der erste Schritt ist es das eigene Zimmer ein bisschen zu variieren. Und zwar regelmäßig. So sieht man jeden Morgen gleich ungewöhnliche Dinge und wird so zu neuen spannenden Ideen inspiriert.

Man fällt nicht in die Falle mit dem fehlenden Input, die ich eben beschrieben habe.

Und zweitens kann man auch einfach eine der Ideen nehmen, die man sich extra hierfür am vorherigen Tag aufgeschrieben hat.

Das ist nämlich auch ziemlich hilfreich für Kreativität: Je mehr Grenzen es gibt, innerhalb derer du dich bewegen musst, desto leichter fällt dir Kreativität. Sie ist schließlich nichts anderes als das Suchen nach allen möglichen Lösungen, die es theoretisch geben könnte.

Und solange man zu viele Möglichkeiten hat, hält einen halt einfach die Angst zurück riesige Bereiche (mit den besten Ideen!) einfach zu übersehen. Je weniger Möglichkeiten (scheinbar), desto kreativer sind deine Lösungen!

Gib dir also selbst ein paar Grenzen, indem du dich einfach für eine deiner wunderbaren Ideen von gestern entscheidest, anstatt jeden Morgen erneut auf die Suche nach Inspiration zu gehen.

Fazit

Am Morgen scheinbar unkreativ zu sein ist natürlich auch auf die erzwungene Kreativität zu schieben. Aber hauptsächlich ist dafür folgender Effekt verantwortlich:

Morgendliche Müdigkeit und fehlender Input verschwören sich gegen dich und machen es so besonders schwer bis zu dem Punkt zu kommen, an dem man genug Grenzen hat, um seine Kreativität doch zu entfalten.

Lösung: schon am Tag davor für ein Thema entscheiden und häufig die Umgebung ein bisschen variieren. (Und zwar selbst, sonst ist man zu sehr abgelenkt)

Ab morgen mach ich das dann auch so 😀

Julian

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