Ist deine Intelligenz für immer fest?

Intelligenz wird von vielen Menschen als feste Eigenschaft einzelner Personen wahrgenommen.

Manche Menschen sind halt schlauer als andere. Da kann man nichts dran ändern.

So einfach ist das mit der Intelligenz aber nicht.

Was ist Intelligenz?

Die Psychologie hat schon vor langer Zeit gemerkt, dass es statt einer einzigen allumfassenden Eigenschaft, viele Facetten gibt.

In der Folgezeit wurden dann verschiedenste Modelle entwickelt, um dieser Tatsache Rechenschaft zu leisten.

Zum Beispiel unterscheidet man kristalline und flüssige Intelligenz.

Als kristallin wird hierbei das Wissen bezeichnet, das man im Laufe seines Lebens angesammelt hat und eigentlich nicht mehr vergessen wird. Flüssig ist dagegen die Fähigkeit diese Wissen anzuwenden, um Probleme zu lösen.

Es werden also 2 Komponenten unterschieden.

Es gibt aber auch noch haufenweise andere Modelle, die Intelligenz auf andere Weise charakterisieren und ausrechnen.

Arten von Intelligenz

Als Beispiel werde ich mal eine Liste von Bereichen nennen, in denen man intelligent sein könnte

  • sprachlich
  • logisch-mathematisch

Das waren so ziemlich alle traditionell anerkannten Komponenten, die folglich auch in normalen Intelligenztests getestet werden.

Es gibt aber noch haufenweise mehr:

  • musikalisch
  • räumlich (direktes Umfeld / großräumige Navigation)
  • kinästhetisch (ganzer Körper / spezielle Körperteile, z.B. Hände)
  • interpersonell
  • intrapersonell
  • naturalistisch
  • Pädagogisch
  • existentiell

In all diesen Bereichen kann man intelligent sein.

Wie gut man in welchen Bereichen ist, hängt offensichtlich davon ab, wie viel man sich bisher damit beschäftigt hat.

mathematisch-logisch

Zum Beispiel ist niemand von Anfang an gut in Mathematik.
Aber je mehr man sich damit oder auch mit anderen logischen Rätseln beschäftigt, desto besser wird man im Anwenden seiner erworbenen Fähigkeiten.
Wer die Konzepte lernt und nichts auslässt, das ihn später behindert, kann erfolgreich Mathe lernen.

Ist die mathematische Intelligenz eines Schülers der 9. Klasse höher als die eines Kindergartenkindes? Höchst wahrscheinlich schon.

sprachlich

Das selbe gilt auch für den sprachlichen Bereich. Je mehr man sich mit Sprache beschäftigt, desto besser kann man damit umgehen. Wer viele Bücher liest, hat einen größeren Wortschatz. Wer öfter schreibt, kann das auch besser.

Ich persönlich habe einen enormen Fortschritt festgestellt, was meine Fähigkeit betrifft Texte zu schreiben. Und das alles nur, weil ich jetzt schon den 32. Tag in Folge 1000 Wörter schreibe.

Zählt diese Fähigkeit zur sprachlichen Intelligenz?

Ansichtssache. Auf jeden Fall hab ich mich verbessert 😀

der Rest, den ich auch noch genannt hab

Genau das Gleiche gilt natürlich auch für die anderen Facetten von Intelligenz, die ich oben genannt habe.

Je mehr man sich mit den zugehörigen Fähigkeiten beschäftigt, desto besser wird man darin (= man wird intelligenter)

Deswegen möchte ich eine andere Definition vorschlagen:

Eine neue Definition von Intelligenz

Intelligent sein, ist die Fähigkeit Wissen zu erwerben und auf andere Probleme anzuwenden.

Das liegt praktisch allen oben genannten Bereichen zugrunde.

Damit ist das eine viel tiefer gehende Eigenschaft, die sich auf verschiedene Weise auf der Oberfläche manifestieren kann.

Zum Beispiel in beachtlicher interpersoneller Intelligenz (= Empathiefähigkeit) – wenn man sich schon öfter in andere Menschen hinein versetzt hat, und so immer besser darin wird, sie zu verstehen.

Übrigens hat jeder Mensch diese Fähigkeit.

Nicht umsonst heißt unsere Gattung ‚Homo Sapiens‘. Wir sind effektiv Tiere mit vergleichsweise hoher Intelligenz.

Und das beste daran ist: Wie gut man diese Fähigkeit anwenden kann, ist nicht festgelegt.

Vielmehr wird man immer besser dabei, je mehr man sie anwendet.

Man wird immer intelligenter

Lass es mich an einem kleinen Beispiel verdeutlichen:

Babys wissen noch sehr wenig und sind ziemlich unbeholfen.

Sie haben also eine vergleichsweise geringe Intelligenz. Zumindest wenn man sie mit Erwachsenen vergleicht – was natürlich niemand macht. Schließlich hat der Erwachsene schon viel mehr gelernt.

Trotzdem lernen sie täglich dazu und werden besser im Leben.
Sie werden praktisch intelligenter.

Ist jemand, der laufen kann, intelligenter als jemand, der nicht laufen kann, aber biologisch gesehen dazu fähig wäre?

Die Kinder werden also immer intelligenter mit der Zeit.

Und es geht sogar immer schneller.

Denn zum einen können sie auf ihren bisherigen Erfahrungen aufbauen und mithilfe von erlernten Fähigkeiten noch schneller vorwärts kommen. (Zum Beispiel sprechen, lesen, etc.)
Zum anderen trainieren sie aber auch die zugrundeliegende Fähigkeit Wissen zu erwerben und auf andere Probleme anzuwenden.

Die Intelligenz wächst also praktisch exponentiell – solange man immer weiter dazu lernt.

Ursprüngliche Definition des Intelligenzquotienten

In dieser Hinsicht ist es auch interessant zu hören wie der Intelligenzquotient ursprünglich definiert war.

Der erste Versuch Intelligenz zu quantifizieren lieferte folgenden Ansatz:

Probanden lösen der Reihe nach die Aufgaben eines Testes, die dabei immer schwieriger werden.
Je nachdem wie weit man kommt, wird eine Punktzahl vergeben.

Diese Punktzahl geteilt durch den Durchschnitt aller Testsubjekte im selben alter mal 100 ergab den Intelligenzquotienten.

Damit hatten Kinder, die genau im Altersdurchschnitt lagen, einen IQ von 100, Kinder die in der Entwicklung schon weiter waren einen höheren, etc.

Das bedeutet aber auch, dass man, wenn man als Vergleich nicht Gleichaltrige, sondern Jüngere heranzieht, automatisch einen höheren IQ hat.

Man wird also im Laufe seines Lebens intelligenter.

Bei diesem Test ging es natürlich nur um das lösen von abstrakten Problemen, die Beobachtung lässt sich aber auch auf alle anderen Bereiche übertragen.

Intelligenz hängt von der Erfahrung ab

Generell gilt, je mehr man über ein bestimmtes Gebiet weiß, desto intelligenter ist man diesbezüglich.

Wenn man sich also öfter mit einer bestimmten Fähigkeit beschäftigt, wird man besser darin. Die zugehörige Intelligenz steigt.

Wer viel Musik macht, kann schneller neue Stücke lernen.
Wer viel Musik hört, kann viel mehr Details in einem neuen Lied bemerken.
Wenn man mehr über klassische Musik weiß, kann man deutlich mehr heraushören.
Wer sich mit Kunst beschäftigt, kann typische Merkmale des vorliegenden Stils bemerken.
Wer selber Filme produziert, bemerkt Details der Kameraführung und des Schnittes.

So kann man immer weiter gehen.

Es gilt einfach für alles.

Je mehr man über ein bestimmtes Thema weiß, desto mehr Details kann man erkennen und miteinander in Verbindung setzen.

Ein letztes Beispiel:

Wer mehr in der Natur lebt, wird eine Menge mehr auffällige Informationen bemerken, wenn er ein Stück Wald sieht, als jemand der sein Leben in der Stadt führt. Ist das naturalistische Intelligenz?

Die Personen, die in der Stadt leben, haben dafür eine viel ausgeprägtere Fähigkeit sich dort zurecht zu finden. Ist das räumliche Intelligenz?

Was ich sagen will, ist dass man in vielen Bereichen gut sein kann. Und sie alle haben mit Intelligenz zu tun.

Aber man sollte auf jeden Fall nie aufhören zu lernen.

Das würde bedeuten, dass man stehen bleibt und zurückfällt.

Und das will doch niemand oder?

Freude am Lernen

Julian

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