Negativität ist generell ein nicht gerade vorteilhaftes Verhalten. Eigentlich ist es auch gar kein Verhalten, sondern vielmehr eine Geisteshaltung, die sich in negativem Verhalten äußert, wenn man sich nicht mit Willenskraft zurückhält.
Aber Willenskraft ist einfach die schlechteste Option, wenn es darum geht das eigene Verhalten zu ändern. Stattdessen könnte man viel bessere Ergebnisse erwarten, wenn man versucht seine eigene Geisteshaltung zu ändern.
Die ist es nämlich letztendlich, die das eigene negative Verhalten bewirkt und der Willenskraft ständig entgegenarbeitet, wenn man sich einfach nur mit grober Gewalt davon zurückhalten möchte sich gesellschaftsunverträglich zu verhalten. Nur leider ist die Willenskraft irgendwann aufgebraucht, und dann fällst du wieder in das alte Schema zurück. Und das wollen wir doch nicht oder?
Der erste Schritt, um sich zu verändern, ist aber immer erst einen sehr starken Willen dafür zu entwickeln. Du musst praktisch erst ein starkes WARUM finden.
Und dafür eignet sich besonders gut sich vor Augen zu rufen, welchen Schaden eine negative Einstellung hervorrufen kann.
Negativität
Ich werde die Effekte in 2 Gruppen aufteilen. Einmal allgemein Negativität bezüglich deiner Sicht auf die Welt und andererseits Negativität im Umgang mit anderen Menschen.
bei deiner Sicht auf die Welt
Alles was in der Welt passiert ist zuerst einmal komplett ohne intrinsische Wertung.
Wenn jemand einen Stein wirft hat das noch keine Bedeutung. Die entsteht erst in deinem Kopf. Was wenn der Stein auf ein Fahrzeug oder eine Person gezielt wurde? Was wenn er ganz flach über einen Menschenleeren See geflitzt wurde?
Wenn jemand dir gegenüber etwas sagt, hat das für die übrige Welt keine intrinsische Bedeutung. Nur dein Gegenüber weiß, was er gemeint hat. Heißt das, dass du das auch glasklar weißt, weil du ja siehst, wie er es gemeint hat?
Leider hängt deine Interpretation in der letzten Situation nicht unbedingt von den außen sichtbaren Kommunikationssignalen des anderen ab. Eine viel größere Rolle spielt eigentlich, welche innere Einstellung du dabei hast. Es ist deine persönliche Entscheidung, was du in die Aussage des Anderen hinein interpretierst.
Es ist deine eigene Entscheidung, wie du Geschehnisse in deiner Umwelt aufnimmst. Regst du dich auf, wenn es regnet, während du draußen bist? Bist du verärgert, wenn die Ampel gerade Rot wird, wenn du kommst?
Oder stehst du solchen Dingen einfach neutral gegenüber und freust dich solange über die frische Luft oder die Tatsache, dass es Ampeln gibt, die verhindern, dass du mit dem Querverkehr zusammenstößt?
Das ist nur eine Frage der inneren Einstellung. Und wenn du dich eher mit der ersten Seite identifizierst, dann hast du eine Geisteshaltung der Negativität.
Du siehst bei Situationen, die verschiedene Interpretationen zulassen (alles auf der Welt, außer Mathematik), stets eine der negativen Varianten. Das erzeugt negative Gefühle und dein Glücksgefühl nimmt ab.
Daneben gibt es aber natürlich auch noch weitere Effekte…
weitere Effekte
Stell dir mal vor du empfindest den ganzen Tag über negative Gefühle und hast nicht mal irgendjemand handgreiflichen dafür zu beschuldigen. Wer ist für den Regen verantwortlich? Wer hat die Ampel vor ein paar Jahren so doof eingestellt, dass du genau heute vor ihr stehen bleiben musstest?
Das führt zu nichts. Man bekommt einfach nur schlechte Laune, die dann auch noch auf alle Mitmenschen, mit denen man in Berührung kommt abfärbt.
Und stell dir jetzt mal vor, plötzlich kommt jemand daher und macht etwas, das du negativ interpretieren kannst. Schon hast du einen Schuldigen, an dem du die ganze aufgestaute Wut ablassen kannst.
Vielleicht hältst du dich auch zurück. Dann reagierst du trotzdem viel gereizter, als wenn du nicht schon so sehr mit negativen Gefühlen beladen wärst.
Und das schlimmste ist eigentlich, dass sich dann eine Spirale der Negativität bildet, aus der du nur noch schwer herauskommst. Negativität bewirkt negative Gefühle, die dein generelles Wohlbefinden herabsetzen und dadurch noch mehr Negativität fördern.
im Umgang mit anderen Menschen
Der eine Effekt in dieser Kategorie ist natürlich, dass man das Verhalten der anderen auf eine negative Weise interpretiert. Das habe ich ja gerade schon mal angedeutet, aber der Effekt ist natürlich immer noch unerwünscht. Man reagiert dann nämlich auf die eigene negative Interpretation des gesagten und nicht auf das, was tatsächlich gesagt wurde.
Das führt zu negativen Gefühlen bei beiden Gesprächspartner, die vor allem auf der Seite der anderen Person die Beziehung deutlich belasten. (Sie wurde schließlich eindeutig ungerecht behandelt – aus ihrer Perspektive.)
Aber auch eine andere Sache möchte ich betonen.
Eine Geisteshaltung der Negativität äußert sich nämlich zum Beispiel auch darin, dass man andere Menschen kritisiert, anstatt sie zu loben.
Und Kritik ist etwas, das kommt immer zu dir zurück.
Du bist dir dessen vielleicht noch nicht bewusst, aber gerade dann wird es höchste Zeit deine Augen dafür zu öffnen.
Niemand denkt schlecht von sich selbst. Nur ein kleiner Bruchteil aller Menschen ist grundsätzlich bereit deine Kritik mit offenen Armen zu empfangen, wenn sie ihn unvorbereitet trifft. Bei allen anderen wird folgendes passieren.
Sobald du jemanden kritisierst, verletzt du seinen Stolz. Die andere Person kann eigentlich gar nicht anders, als in die Verteidigungsposition zu gehen und sich zu rechtfertigen. Und wenn sie sich rechtfertigt, dann wird sie in Zukunft nur noch stärker auf ihrer Position beharren.
Du hast also das genaue Gegenteil von deiner ursprünglichen Absicht erreicht. Anstatt das Verhalten, das du kritisiert hast zu ändern, wurde es nur noch verstärkt.
Und einen kleinen Bonus für dich gab es natürlich auch noch dazu: Diese Person wird dir das eine ganze Weile nachtragen. Du hast bei ihr negative Gefühle hervorgerufen. Also wird sie sich das auch merken.
Andere kritisieren ist schlicht und einfach keine gute Idee.
Und solange du eine negative Einstellung hast, fällt dir das enorm viel leichter, als die bessere Variante: für die Dinge loben, die man gut findet.
Negativität bringt nichts Gutes
Punkt.
Negativität abgewöhnen
Du hast jetzt also ein deutliches Bild davon, was es bedeutet sich mit einer Geisteshaltung der Negativität durch die Welt zu bewegen.
Du hast ein starkes WARUM dafür lernen zu wollen, wie man sich eine positivere Geisteshaltung angewöhnt.
Dann bist du jetzt bereit damit zu beginnen.
eine wichtige Erkenntnis
Du bist ein Mensch.
Du hast ein Bewusstsein. (Ansonsten würdest du das hier nicht lesen und verstehen.)
Du hast einen freien Willen. (Vielleicht auch nicht, spielt eigentlich keine Rolle.)
Das heißt, du kannst folgenden Spalt nutzen:
Den Spalt zwischen einem Reiz aus der Außenwelt und deiner Reaktion auf diesen Reiz. Da gibt es einen kleinen Zwischenraum, in dem du dich für etwas anderes entscheiden kannst.
Denk mal darüber nach. Sei aufmerksam. Dieser Spalt existiert wirklich und sobald du ihn bemerkst, ermöglicht er dir eine Menge.
Dieser Spalt bedeutet nämlich, dass deine Reaktionen nicht fest sind, sondern von dir selbst beeinflusst werden können.
Dieser Spalt gibt dir die Möglichkeit dich für eine positive Reaktion zu entscheiden. Das erfordert zwar auch Willenskraft, aber wenigstens packst du das Problem an seiner Wurzel an und hinderst dich nicht einfach nur im letzten Moment daran, die Dinge, die du machen willst, auch tatsächlich auszuführen.
Auch das ist nämlich schon eine Reaktion. Den Willen zu einer bestimmten Aktion zu entwickeln. Der besteht nämlich immer schon bevor du sie tatsächlich ausführst. Ansonsten könntest du dich ja gar nicht zurückhalten.
Und genau diese Reaktion willst du jetzt verhindern. Anstatt mit einer negativen Einstellung zu reagieren, musst du dich im Spalt für eine positive Reaktion entscheiden.
Das erfordert Übung, aber es ist möglich, also versuch es zumindest mal.
positive Geisteshaltung verstärken
Das eben beschriebene ist dein Verhalten im Augenblick. Aber auch schon im Vorhinein kannst du dein zukünftiges Verhalten stark beeinflussen.
Du könntest dir zum Beispiel eine Geisteshaltung der Dankbarkeit antrainieren.
Oder du stellst dir eine Herausforderung, bei der du jede Situation in deinem Kopf so lange wenden musst, bis du mindestens eine positive Sache daran gefunden hast. Immer und immer wieder. Bei jeder neuen Situation. So lernt dein Gehirn immer öfter die positive Variante zu sehen.
Du darfst damit erst aufhören, wenn es anstrengender ist nach der negativen Interpretation zu suchen, als nach der positiven. Und dann hörst du ja eigentlich gar nicht auf. Vielleicht hältst du dich nicht mehr bewusst zu positivem Denken an, machen tust du es dann natürlich trotzdem.
Und noch ein letzter Tipp: Eine Morgenroutine der Positivität kann hier unglaubliche Mengen bewirken. Damit beeinflusst du dein ganzes restliches Verhalten den Tag über enorm in eine positive Richtung.
Aufhören zu kritisieren
Mach es einfach nicht. Das bringt niemandem etwas.
Kritisieren ist eines der am einfachsten zu behebenden äußeren Anzeichen von Negativität. Kritisiere als einfach aus Prinzip nicht.
Und wenn dir meine Argumentation oben nicht ausreicht, solltest du unbedingt die ersten paar Seiten vom besten Buch, das ich jemals gelesen habe, selbst lesen.
Das hab ich jetzt irgendwie schon öfters empfohlen… Hier jedenfalls noch einmal der Titel zur Wiederholung:
„How To Win Friends & Influence People“ von Dale Carnegie
Das ist einfach genial!
Julian