Ich finde die Vorstellung des Lebens als eine Reise irgendwie ziemlich poetisch. Jeden Tag ist man unterwegs, manchmal mit anderen, manchmal alleine. Wie ein Wollknäuel, das man hinter sich abrollt, hinterlässt man auf seinem Lebensweg eine Spur. Gelegentlich kreuzt es sich mit einem anderen Faden. Manchmal werden sie sogar miteinander verflochten. Dann trennen sich die Wege wieder. Manche Menschen entscheiden sich sogar dazu ihr ganzes restliches Leben miteinander zu verbringen. Und am Ende ist einer von ihnen doch wieder alleine. Nun ja, so ist das Leben. Nicht ist ewig, alles fließt. Wir schreiten immer voran. Besser wir wählen eine Richtung, anstatt uns vollständig treiben zu lassen.
Es gefällt mir irgendwie dieses Bild. Man hat so diese Vorstellung eines einsamen Wanderers, der langsam eine Straße entlangwandert, die schnurgerade bis zum Horizont führt. Aber von oben betrachtet sieht man doch, wie wirr der Weg eigentlich verläuft. Und wenn man sich noch weiter hinauf schwingt, kann man dann doch wieder eine einheitliche Richtung erkennen, in der das ganze Leben eigentlich schon von Anfang an verlaufen hat.
Und wenn der Wanderer selbst ganz ehrlich zu sich selbst ist, sieht er auch selbst, dass sein Weg nicht schnurgerade war, ist und sein wird. Man macht immer wieder Abstecher in die verschiedensten Richtungen bevor man dann doch wieder zum Weg zurückfindet. Und nicht mal die Straße selbst ist gerade. Sie macht große Bögen und Schleifen und führt von dem lokalen Blickpunkt den man hat aus, oft in gar keine erkennbare Richtung.
Aber gelegentlich erreicht man einen Berg. Dort kann man von einer erhöhten Position aus ganz genau sehen, wohin der Weg führt. Man kann sich darauf freuen oder vielleicht sogar einen anderen Weg wählen. Letztendlich bleibt das wohl jedem selbst überlassen.
Aber über all dem steht ganz klar. Allzu wichtig kann die Richtung gar nicht sein. Man läuft so oder so, ganz egal wohin der Weg führt. Klare Ziele sind lediglich inspirierender. Sie treiben an, sie motivieren andere. Sie verhindern psychische Probleme. Viel wichtiger als die Richtung sind die Begleiter. Mit ihnen verbringst du schließlich deine Zeit.
Schaust du deinen Lebensweg zurück siehst du die verschiedensten Begleiter. Schon oft hast du den Pfad der verschiedensten Menschen gekreuzt. Manchmal siehst du sie sogar ziemlich häufig. Aber noch sind es keine Begleiter. Dafür müsst ihr bewusst Zeit miteinander verbringen, für eine Weile nebeneinander her laufen.
Manche von ihnen, eine ganze Menge sogar, erfüllen aber doch diese Kriterien. Du bist ihnen nicht nur begegnet, sie waren sogar deine Begleiter. Dafür müssen diese Menschen nicht mal ein zweites Mal in deinem Leben aufgetaucht sein. Man kann eine Weile neben jemandem her laufen und ihn dann nie wieder sehen. Wichtig ist das Gefühl der Gemeinschaft.
Dieser Spezialfall trifft aber natürlich nur auf die wenigsten zu. Die meisten deiner Begleiter triffst du mehr mal in deinem Leben. Für eine Weile oft sogar ziemlich regelmäßig. Und dann trennen sich eure Wege wieder. Ihr geht einfach auseinander und trefft euch nie wieder. Schade eigentlich. Aber völlig zufällig. Verschiedene Menschen treffen nun mal verschiedene Entscheidungen. Und diese Entscheidungen führen gelegentlich in unterschiedliche Richtungen.
Übrigens kann man niemals perfekt nebeneinander her laufen. Du merkst das daran, wie gut du dich mit jemandem verstehst. Knallen eure Pfade unangenehm gegeneinander? Oder sind sie besser aufeinander abgestimmt. Sind für eine Weile vielleicht sogar synchron.
Das sind die besten Freundschaften. Die Begleiter, deren Weg sich ganz eng an deinen schmiegt. Die für lange Zeit in die selbe Richtung laufen und die du auch immer wieder triffst. Mit ihnen verbringst du die besten Stunden. Sie siehst du immer gerne wieder. Wie viele von ihnen hast du schon getroffen? Ob es sie in deinem Leben gibt, ist auch eine Frage deiner Einstellung.
Und Familienangehörige spielen natürlich eine ganz besondere Rolle. Sie waren schon von ganz am Anfang deines Weges mit dabei oder du bist schon seit ganz am Anfang von ihrem Weg mit dabei. Zu Beginn haben sie deine Hand gehalten. Du wirst bei ihrem Tod zu Besuch kommen. Sie sind und bleiben ein Teil deines Lebens. Nur ganz selten trennen sich hier endgültig die Wege.
Und immer so weiter. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie mag ich diese Metapher des Lebens als Reise.
Wie sieht es mit dir aus. Siehst du deinen Lebensweg als Reise? Das hat definitiv Vorteile.
Du machst dir nicht so viele Sorgen, wenn die Dinge gerade nicht so gut stehen. Es wird vorbeigehen. Genauer lernst du, dass nichts für immer Teil deines Weges ist. Alles ist vergänglich.
Du geniest den Weg. Das tägliche Vorwärtsschreiten. Findest Schönheit in allem, was dir begegnet. Denn was bleibt dir schon anderes übrig, als gute Laune zu haben?
Und irgendwann merkst du, dass es doch etwas gibt, das dich dein ganzes Leben begleiten wird. Du selbst, dein Körper, dein Verhalten. Du kannst deinen Körper pflegen oder ihn vernachlässigen. Du kannst dich so verhalten, dass du stolz darauf bist, oder so, als ob morgen die Welt untergeht. Ganz egal, wie du dich entscheidest. Du musst damit leben. Es wird dich immer begleiten. Besser du entscheidest dich für die erste, die sinnvolle Variante. Man kann eine Menge Spaß haben ohne dabei dumm zu handeln.
Was außerdem wichtig ist: die Landschaft, durch die dein Weg führt. Ist es vermutlich eine leere Wüste in der es sowieso nichts interessantes zu sehen gibt? Oder schenkst du ihr doch ein bisschen Aufmerksamkeit und kannst immer mehr wunderschöne Details erkennen, je länger du in diese Richtung schaust?
Du entscheidest letztendlich welchen Teil deiner Umgebung, deines Lebens du siehst. Lenkst du deinen Blick auf die Unannehmlichkeiten, die unlösbaren Probleme? Oder lenkst du deinen Blick auf die Schönheit, die Idylle, die Möglichkeiten der Zukunft.
Und vor allem ist es doch wichtig zu sehen, dass niemand dich zwingt auf dem Weg zu bleiben, den ich gerade beschrieben habe. Du kannst eine ganz andere Richtung einschlagen, als die die scheinbar für dich vorgesehen ist. Womöglich ist das auch gar nicht dein Weg. Du bist bloß der Straße gefolgt, weil das richtig aussah. Weil andere es dir empfohlen haben. Vielleicht ist dein Weg ja die Linie der Gelben Punkte, die du immer wieder überall siehst.
Vielleicht ist dein Weg ja die Spur die du hinterlässt und er war nie vorher festgelegt. Umso spannender zu sehen, wer dich darauf begleitet hat, oder?