Darüber wollte ich schon lange schreiben. Geschichten und Bücher sind schließlich eine große Faible von mir. Sie faszinieren mich schon ein ganzes Leben lang. Und je weiter man herum kommt in der Welt der Geschichten, desto mehr merkt man wie unglaublich unterschiedlich diese Bücher und also auch die Vorstellungskräfte der Autoren dahinter eigentlich sind. Keine Geschichte ist genau wie eine andere. Vielleicht ähneln sich innerhalb eines Genres mal die großen Schritte, denen der Plot folgt, aber selbst dann findet man immer noch unglaublich viele interessante Änderungen, deren Auswirkung man dann erkunden kann. Und natürlich begegnet man mit der Zeit auch immer wieder einer Sorte Bücher die sich nur als „richtig gute Erzählungen“ beschreiben lässt. Sie sind nochmal eine Gruppe ganz für sich, nur die besten Autoren können sie je erreichen. Nur weil ein Buch populär ist, landet es noch lange nicht dort. Wer selbst schon einige Bücher gelesen hat, weiß welche ich meine. Das sind die Geschichten, die einen so mitreißen, dass man sie in einem Rutsch durchliest. Die meisterhaft eine der grundlegendsten Aufgaben von Geschichten umsetzen, die es gibt: Emotionen im Leser erwecken. Deren Vollendung einfach nochmal auf einem völlig anderen Level liegt, als man von anderen Büchern gewohnt ist.
Könnte ich selbst so eine Geschichte schreiben? Aktuell eindeutig nicht. Vielleicht komme ich dem ganzen irgendwann ein bisschen näher, wenn ich genug übe. Aber da es kein Ziel ist, auf das ich aktiv hinarbeite, kann ich logischerweise nichts garantieren. Dennoch ist es ein guter erster Schritt, sich zu überlegen, was denn die Charakteristiken dieser Geschichten sind, sodass man lernen kann sie zu imitieren.
richtig gute Erzählungen
Gleich wenn man beginnt zu überlegen, stößt man auf ein Problem: Die Dinge, die einem bei einem Buch besonders gut gefallen haben, sind beim nächsten gar nicht vorhanden. Dafür sieht man dann hier Elemente, denen man die Genialität der Geschichte zuschreiben möchte, denen man vorher noch nicht begegnet war. Und so weiter. Jedes Buch ist verschieden. Fast jede Annahme, die man von einer kleinen Menge an Geschichten aus bildet, wird später widerlegt. Und die richtig guten Geschichten kommen leider von überall. Es gibt nicht ein paar wenige Varianten, durch die sie alle abgedeckt sind. Vielleicht wäre das ja so, wenn man nur meine Vorlieben beachten würde. Aber im Vergleich zur Menge aller Geschichten in der Welt, sogar im Vergleich zu dem winzigen Bruchteil an besonders tollen Erzählungen, sind die paar tausend, die ich bereits verschlungen habe, nichts.
Danach Ausschau zu halten, wie andere auf ein Buch reagieren, womöglich vorauszusagen, wie es einem selbst gefallen wird, ist eine bessere Grundlage. Und jetzt sind es erst recht die unterschiedlichsten Bücher, die den Status als eins der besten teilen. Wie soll man da jemals Gemeinsamkeiten finden?
Aber so schnell sollte man nicht aufgeben. Mit ein bisschen Überlegen findet man dann doch etwas. Zum einen lässt sich eindeutig sagen, dass diese Bücher erst entstehen können, wenn der Autor schon eine Menge Übung hat. Holprige erste Geschichten bringen nicht die notwendigen Zutaten mit, außer man ist ein Naturtalent, das enorm Glück hatte. Zum anderen kann man nach den wichtigsten dieser Fähigkeiten Ausschau halten, die die Autoren im Laufe ihrer Karriere gemeistert haben. Man kann die Effekte auf den Leser beschreiben – das, was man sicher sagen kann – und überlegen, woher es kommt, wie man es erreichen kann. Und dann versucht man es zu imitieren. Schafft man es auch diesen Effekt zu erreichen?
Das Buch nicht mehr aus der Hand legen können
Das ist das erste Zeichen, wie spannend und toll geschrieben die Geschichte ist. Es ist schon spät abends, man sollte eigentlich schlafen, und trotzdem blättert man immer die nächste Seite um. Das muss auch nicht unbedingt an der Spannung liegen. Auch unglaublich spannende Bücher kann man zur Seite legen, wenn man gerade keine Lust mehr hat. Vielmehr liegt es vermutlich an einer Mischung unterschiedlicher Aspekte.
Das Symptom ist klar: Man möchte nicht noch länger warten, im Buch weiterzulesen. Wieso? Vermutlich hat es zum einen eine Mischung an Spannung, Humor und anderen Aspekten von Erzählungen getroffen, die dir persönlich besonders gut gefällt. Aber das ist keine universale Begründung. Wie brauchen etwas, wo sich jeder einig sein kann.
Zum einen fällt mir da die Qualität des Schreibens ein. Je länger man schon Texte verfasst, desto flüssiger wird die Wortwahl, Satzstruktur und der innere Aufbau. In richtig guten Geschichten kann man völlig vergessen, dass man eigentlich gerade nur liest. Die Illusion in eine fremde Welt hineinzuschauen, wird nicht durch Makel in der verwendeten Sprache behindert. Anstatt herausgerissen zu werden, liest es sich sehr flüssig und man will unbedingt herausfinden, was der Autor noch alles aufgeschrieben hat.
Kann ich genauer erklären, wie es dazu kommt? Noch nicht. Ich muss noch eine ganze Weile darüber nachdenken, bevor ich wirklich zufriedenstellende Antworten liefern kann, aber kommen wir jetzt lieber zu dem zweiten Punkt.
Emotionen
..egal welcher Art, werden im Leser geweckt. Und zwar deutlich stärker, als andere Bücher es überhaupt schaffen. Wie genau das funktioniert, habe ich noch nicht ganz verstanden, es ist allerdings ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Je leichter man in die Geschichte abtauchen kann, je tiefer man sozusagen in der Fantasiewelt versinkt und je stärker man sich mit den Figuren identifiziert, die offensichtlich bestimmte Emotionen verspüren, desto stärker spürt man diese Emotionen dann auch selbst. Das ist Teil unserer Empathiefähigkeit, wir fühlen mit.
Dafür muss man natürlich erst mal Charaktere erschaffen, mit denen man sich identifizieren kann. (also nicht allzu perfekt.) Weiterhin ist natürlich das flüssige Schreiben von Bedeutung. Und besonders wichtig: Es werden nicht die Emotionen selbst benannt, sondern nur die Physikalischen Reaktionen der Personen darauf. Das wird dann nämlich besonders leicht von unserem Körper kopiert, worauf wir auch selbst die Emotion verspüren.
Weitere Zusammenhänge müssen noch entdeckt werden.
Vielleicht hast du es schon gemerkt: das ist ein ziemlich schwieriges Thema, sobald man klare Aussagen trifft, dauert es nicht lange und man hat ein Gegenbeispiel gefunden, dann zwei. Außerdem sind meine beiden Aspekte, die man dann doch bei allen findet ziemlich eng miteinander verschlungen. Emotionen sind ein wichtiger Teil der Gründe, warum man das Buch nicht weglegen kann. Die andere Hälfte: besonders flüssiger Schreibstil hilft wiederum enorm dabei besonders gut Emotionen im Leser erwecken zu können. Womöglich sind das also einfach nur zwei Ausprägungen der selben zugrundeliegenden Sache. Einer Eigenschaft, die ein Spektrum von schlecht bis enorm gut hat. Wo jede Geschichte irgendwo landet und die besten sich ganz oben versammeln. (Jetzt muss man nur noch die Eigenschaft benennen/finden.)
Aber ganz egal, wie viel man jetzt darüber weiß. Richtig gute Erzählungen sind immer besonders erfreulich zu lesen.